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Unterwegs im deutsch-polnischen Grenzland – zwischen Natur und Geschichte

Nationalpark Warthemündung

Ein verlängertes Wochenende und die Familie bleibt zu Hause. Keine Kurzreise an die Ostsee, keine Städtereise, einfach gar nichts. Der Mann hat´s verbockt und ein Fußballspiel (als Trainer) so richtig mittendrin, dass wir weder vorher noch hinterher verreisen können. Aber irgendwas geht immer, schließlich wohnen wir in einer schönen Gegend mit vielen unentdeckten kleinen Paradiesen.

Von einem dieser Paradiese schwärmen uns Freunde schon lange vor – dem Nationalpark Warthemündung. Wir ziehen die Wanderschuhe an, setzen uns ins Auto 😉 und fahren zur polnischen Grenze.

Der Nationalpark Ujscie Warty liegt bei Kostrzyn nad Odra, dem früheren Küstrin. Die Altstadt wurde im Zweiten Weltkrieg völlig zerstört und ist, bis auf die Festung, nicht wirklich sehenswert. Sie erlitt das Schicksal vieler Grenzstädte im Zweiten Weltkrieg, sie wurde zur Festung erklärt und sollte bis zum letzten Mann die Rote Armee aufhalten.

Ziel der meisten Besucher in Kostrzyn ist nicht die Festung, sondern die Tankstellen und scheinbar der große (Polen)markt. Auch wir halten an, sind aber rucki zucki wieder verschwunden. Ganze Busladungen von einkaufswilligen Rentnern sind heute unterwegs und feilschen um die Ware. Darauf sind wir nicht eingestellt, schließlich sind wir ja hier, um einen der schönsten europäischen Ornithologen-hot-spots zu sehen.

Der Nationalpark Warthemündung

Der Park Narodowy Ujscie Warty umfasst ein 8.000 Hektar großes Areal mit zahlreichen Wasserarmen, Feuchtwiesen, Weiden und Schilfgürteln. Die Warthe mündet an dieser Stelle in die Oder und ist Schutz- und Brutgebiet für über 250 Vogelarten.

Nationalpark Warthemündung Polen

Die Parkverwaltung mit Aussichtsturm und Lehrpfad liegt kurz hinter Kostrzyn. Wir besteigen die 100 Stufen des Aussichtsturmes und haben in 20 Metern Höhe einen guten Rundblick.

Wieder am Boden, fragen wir den Parkbeamten nach weiteren Aussichtstürmen und Wanderrouten im Nationalpark. Leider gestaltet sich die Verständigung sehr schwierig, da sich mein Polnisch auf das Wort dobre beschränkt. OK, mit einer vernünftigen Vorbereitung wäre das nicht passiert, aber Spontanität ist alles und wir passen uns den Umständen an. Auf der anderen Straßenseite haben wir einen Wanderweg entdeckt.

Nationalpark Warthemündung PolenNationalpark Warthemündung Polen

Die Wiesen führen am Wasserlauf ein Stück weit ins Vogelparadies. Hier schnattert, gurrt und quakt es von allen Seiten. Wir sind vielleicht zu einer schlechten Zeit da, denn die Vogelwelt versteckt sich im Schilf, aber wir können sie hören. Ab und zu springt ein Fisch hoch und klatscht in den Fluss, so als wollten uns die Warthe-Nemos sagen, he, schaut mal runter und nicht nur hoch. Die Gewässer sind fischreich und 35 Fischarten wurden hier schon gezählt, eine Angellizenz kann man bei der Parkverwaltung kaufen (habe ich gelesen).

Nationalpark Warthemündung Polen

Die Landschaft ist idyllisch und gelegentlich zeigen sich ein paar Vögel. Mein Blick ist immer wieder auf die Bäume gerichtet, die kurz vorm Umfallen sind. Familie Biber hat hier ordentlich durch den Stamm geknabbert.

Nationalpark Warthemündung PolenNationalpark Warthemündung PolenNationalpark Warthemündung PolenNationalpark Warthemündung Polen

Der Weg endet irgendwann im Schilf und unsere kleine Wanderung ist abrupt beendet. Die Wanderschuhe haben sich nicht gelohnt, generell sind Gummistiefel hier auch die bessere Wahl, der Wasserstand kann sehr stark schwanken.

Nationalpark Warthemündung Polen

Wir überlegen, uns noch andere Wanderwege zu suchen, entscheiden uns dann für einen schicksalsträchtigen Ort auf der deutschen Seite. Wenn wir schon mal in der Gegend sind, dann sollten wir uns auch die Seelower Höhen ansehen.

Die Gedenkstätte Seelower Höhen

Die Seelower Höhen sind ein wahrhaft historischer Ort, an dem wir der deutschen Geschichte ganz nahe kommen. Und das fast auf den Tag genau 71 Jahre nach der Kapitulation der Wehrmacht am 8. Mai 1945. Hier wurde der Weg für die Rote Armee nach Berlin geebnet. Wer sich noch an seinen Geschichtsunterricht erinnern kann, der weiß, dass in den erbitterten Kämpfen Zehntausende starben.

Die Gedenkstätte mag ein trauriger Ort sein. Sehenswert ist er dennoch. Hier wird die deutsche Geschichte aus drei Blickwinkeln betrachtet. Die kriegsentscheidenden Tage der Schlacht, die Darstellung der sowjetischen Befreier in der DDR und die Betrachtung nach der Wende.

Museum Gedenkstätte Seelower HöhenMuseum Gedenkstätte Seelower Höhen

Den ca. 20-minütigen Film unbedingt ansehen, er holt das verschüttete Geschichtswissen wieder aus der Versenkung. Für kleinere Kinder würde ich ihn nicht empfehlen, einige Bilder sind zu grausam.

Der Außenbereich mit riesiger Statur und Soldatenfriedhof ist denkmalgeschützt. Vom „Platz der Ruhe“ schauen wir auf die Landschaft des Oderbruchs, die im abendlichen Sonnenschein ganz friedlich aussieht. Es ist einfach unvorstellbar, was sich hier abgespielt hat.

Gedenkstätte Seelower HöhenGedenkstätte Seelower HöhenGedenkstätte Seelower HöhenGedenkstätte Seelower Höhen

Die Gedenkstätte ist dienstags bis sonntags von 10:00 bis 17:00 Uhr geöffnet. Der Eintritt für eine vierköpfige Familie kostet 8,00 EUR. Zur Website des Museums geht es hier entlang.


Infos zur Tour:

Zur polnischen Grenze sind es von Berlin knapp 80 km (Fahrzeit mit dem Auto ca. 1,5 Stunden, immer die B1 entlang Richtung Osten). Zum Nationalpark fahrt Ihr durch die Stadt durch, lasst den Markt rechts liegen und biegt am Kreisverkehr Richtung Poznan ab. Das Informationszentrum liegt direkt an der Straße, ist mit Parkplatz und Aussichtsturm nicht zu verfehlen.

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Es gibt verschiedene Wanderrouten in den Nationalpark. Falls Ihr Euch besser vorbereiten wollt als wir, sucht sie Euch vorher aus (oder bucht einen Guide). Im Frühjahr und Herbst macht es Sinn,  im Voraus nach dem Wasserstand zu fragen. Und unbedingt ein Fernglas einpacken.


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6 Kommentare

  1. Hallo Ines, das sieht ja alles wunderbar aus. Grenzgebiete finde ich eh spannend. Die deutsch-polnische Grenze kenne ich leider noch viel zu wenig. Deinen Tipp speichere ich gedanklich mal ab. Danke also dafür und liebe Grüße, Stefanie

    • Der Nationalpark ist wirklich was für Naturliebhaber. Beim nächsten Mal würde ich vielleicht einen Guide nehmen, um noch mehr zu sehen. LG, Ines

  2. sxoxm sagt

    Ich wollte mal ein ähnliches Projekt starten. Ich finde Toll was du da machst! Tolle bilder, viel Spaß bei der Weiterreise =)

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