London mit Kind, unsere erste Reise zu zweit. Normalerweise reisen wir ja zu viert, aber nach London geht es nur für den Viermal Fernweh-Sohn und mich.
Da dies nicht mein erster London-Besuch ist, durfte Sohnemann entscheiden, was er sehen möchte. Ich habe mich nur um die Verkehrsverbindungen und den Zeitplan gekümmert.
Wir landen schon um 08.00 Uhr in Heathrow, vor uns liegt noch der ganze Tag und so bringen wir erst unser bescheidenes Gepäck ins Hotel. Mit der U-Bahn fahren wir auf direktem Weg zur Gloucester Road, checken ein und dann geht`s los. London, wir sind da.
Unsere erste Station ist King`s Cross. Von hier fährt der Hogwarts Express jedes Jahr nach den Ferien zur Zauberschule. Da wir nur Muggel sind und keine magischen Kräfte haben, erreichen wir das Gleis 9 3/4 leider nicht. Wir können es nur „von außen“ betrachten und unser Foto schießen. Darauf müssen wir allerdings eine Weile warten, denn vor uns stehen viele andere Potter-Fans, die ihr Erinnerungsfoto machen wollen. Es gibt sogar Schals der Gryffindors, mit denen man sich fotografieren lassen kann.
Von Kings Cross fahren wir mit der U-Bahn nach Covent Garden. In dieser ehemaligen Markthalle befinden sich viele kleine Läden, Stände und Cafés.
In der Halle hören wir klassische Musik, es gibt gerade ein kleines Live-Konzert. Auch rund um Covent Garden säumen die Straßen Gaukler, Akrobaten, Musiker und Lebenskünstler. Hier könnten wir einen ganzen Nachmittag vertrödeln. Nachdem wir der Musik gelauscht und den Jongleuren zugeschaut haben, bummeln wir durch kleine Straßen bis zur Strand (Street).
Unser Ziel ist der Bus Nr. 15, der vom Trafalgar Square bis Tower Hill fährt. Und wir haben Glück. Es kommt ein Oldtimer-Doppeldecker-Bus mit freien Plätzen in der oberen Etage. Das ist ein tolles Gefühl und ein großartiger Ausblick.
Wir fahren bis zur St. Paul`s Cathedral, eine der bekanntesten Kathedralen Englands. Hier haben Charles und Diana geheiratet. Die lange Schlange am Eingang macht unser Vorhaben zunichte, die Kirche zu besichtigen und die 560 Stufen bis zur Kuppel hochzusteigen. Auch ohne Ticket, kommen wir ein Stück ins Innere.
Erik stört das nicht. Die berittene Polizei draußen und den coolen Süßigkeitenladen (Ludgate Hill) schräg gegenüber findet er viel interessanter.
Wir nehmen wieder den knuffigen alten Bus bis zum Trafalgar Square. Wenn wir London bis jetzt noch sehr entspannt fanden, dann änderte sich das schlagartig, denn hier treffen sich scheinbar gerade alle Touristen der Stadt.
Wir laufen weiter zum Leicester Square, einem beliebten und wuseligen Platz mit Kinos, Theatern und einer Statue William Shakespeares (für Erik heißt er Scheksbier). Wir steuerten direkt TKTS an, ein Verkaufskiosk für vergünstigte Theaterkarten. In Gedanken sehe ich uns schon abends im Musical von Billy Elliot sitzen, aber mein Sohn und Reiseleiter will nicht ins Theater. Bye bye Billy, vielleicht ein anderes Mal.
Letzte Station ist für heute das berühmte Kaufhaus Harrods in der Brompton Road. Mein Sohnemann muss doch das größte Kaufhaus der Welt sehen und schließlich will ja das Taschengeld nicht wieder mit nach Hause nehmen. Da es schon spät ist, wir müde und hungrig sind, beschränken wir uns auf die untere Etage. Die ist für Kinder auch die interessanteste, insbesondere die Halle mit den Süßigkeiten und den vielen Teesorten. Und schon haben wir unser erstes Mitbringsel für den daheimgebliebenen Liebsten – finest Earl Grey aus dem Harrods. Als wir rauskommen regnet es das erste Mal. Macht nichts, wir erfreuen uns am Lichtermeer der ca. 11.000 Lampen, die das Luxuskaufhaus beleuchten.
Tag 2 beginnt mit dem Houses of Parliament, Big Ben und Westminster Abbey. Erik ist happy, das ist London wie er es aus dem Reiseführer kennt. Das zeigt mir wieder, wie wenig es doch braucht, damit die Reisezwerge glücklich sind. Big Ben bestaunen und fotografieren wir von allen Seiten. An der Downing Street Nr. 10 erkläre ich ihm, dass hier der Premierminister wohnt und arbeitet. Spannender findet er die Sicherheitsleute mit ihren Maschinengewehren.
So langsam gehen wir Richtung Buckingham Palace. Bis zur Wachablösung haben wir noch Zeit. Auf dem Weg liegt der St. James Park, ein Londoner Kleinod. Ich habe gelesen, dass die Eichhörnchen aus der Hand fressen. Wir haben ein paar Nüsse im Rucksack und Tatsache, sie kommen ganz dicht zu uns, immer gefolgt von den gierigen Tauben.
Und so sieht der Frühling in London aus, nix mit Nebel des Grauens, wir haben drei Tage blauen Himmel und Sonnenschein.
Kurz nach 11.00 Uhr sind wir fast am Buckingham Palace. Die Straßen sind bereits von Menschen gesäumt und es strömen immer mehr dazu. Wir bleiben lieber vorher (in der Nähe der Kaserne) stehen, um zumindest ganz vorne einen uneingeschränkten Blick zu haben. Nach der ersten Wachablösung wird es deutlich leerer. Gleich neben uns steht eine Polizistin, die uns den Tipp gibt, jetzt weiter Richtung Palast aufzurücken, die Wachablösung geht noch weiter. Also nehmen rücken wir auf und haben die beste Sicht auf die Jungs mit den Bärenfellmützen.
Wir laufen zurück zum Trafalgar Square und fahren mit unserem Lieblingsbus Nr. 15 nach Tower Hill. Als Erik die Tower Bridge sieht kommt er richtig in Fahrt. Jetzt sieht er sein 3D-Puzzle mal in Originalgröße und sie ist wirklich eine Schönheit. Wir umrunden den Tower, aber da es schon früher Nachmittag ist, gehen wir nicht rein …
Mit viel winke, winke verlassen wir die Londoner Klassiker und begeben und wieder auf die Spuren von Harry Potter. Wir müssen zwar etwas suchen, um die Winkelgasse aufzuspüren, finden sie dann hinter ein paar Hochhäusern und dem Monument.
Es ist später Nachmittag und inzwischen bin ich so platt, dass ich am liebsten ins Hotel möchte. Die Energie meines 9jährigen Sohnes reicht aber noch für eine Shoppingtour. Hurra 🙁 Also auf in die Oxford Street zum fröhlichen Einkaufen. Ein letztes Mal steigen wir in unseren liebsten Doppeldecker und kommen an der Gringotts-Koboldbank vorbei, die im realen Leben das Australia House ist.
In der Regent Street ist unser erstes Ziel das Hamleys, eines der größten Spielzeugkaufhäuser der Welt. Ihr könnt Euch nicht vorstellen, was da abgeht. Auf fünf Etagen wird angepriesen, geschrien, dargeboten … Das Wort Reizüberflutung ist hier völlig untertrieben. Ich wollte meinem Sohn den Spaß nicht verderben, also habe ich mir auf jeder Etage eine Ecke gesucht, wo ich mich hinsetzen oder -hocken konnte. Mit den Worten „schau dich in Ruhe um“ wollte ich ihm das Gefühl geben, er hat alle Zeit der Welt, sich ganz in Ruhe das Richtige Mitbringsel auszusuchen. Aus meinem tiefsten Inneren kramte ich Entspannungsübungen raus, um bei dem Krach und den Menschenmassen nicht durchzudrehen. Nachdem wir uns tatsächlich durch die fünf Etagen gearbeitet haben, bummeln wir noch durch die Oxford Street und endlich, mit zwei T-Shirts im Gepäck, waren die Shoppinggeister zufrieden.
An dieser Stelle noch ein thank you an die Londoner Verkehrsplaner. Dank der Hinweise habe ich uns immer sicher über die Straße gebracht.
Was war das für ein Kontrastprogramm als wir in China Town ankamen. Nicht, dass es hier weniger Menschen gab, dennoch war es viel entspannter. Schon bei meinem letzten Besuch in London war ich so begeistert vom Essen, dass dies mein einziger Wunsch für das Wochenende war und großzügig vom Reisechef genehmigt wurde.
Wir fanden es so lecker, dass wir ganz sicher auch bei unserem nächsten London-Besuch wieder hier essen werden. Yummy yummy!
An unserem dritten und letzten Tag stand noch ein tolles Highlight auf dem Programm – eine Stadionführung beim FC Chelsea. Erik ist ganz aufgeregt, doch erst mal muss er sich in Geduld üben. Wir sind früh dran und haben bis zum Beginn der Führung noch Zeit. Wir gehen in das FC Chelsea Museum, sehen uns die Pokale und Bilder an und ich dachte noch, hier sind wir schnell durch. Als Erik den addidas-Fußball-Torwand-Schieß-Raum (keine Ahnung, wie das Ding richtig heißt) entdeckt, ist er megabegeistert. Hier kann er ordentlich rumballern. Es gibt verschiedene Zielpunkte, die er gelegentlich auch trifft. Ich versuche auch mein Glück und habe keins, dann werden wir auch schon zu unserer Stadiontour aufgerufen.
Unser Guide heißt Ross und führt uns durch das Stadion. Er ist gut zu verstehen, denn Erik will alles wissen und Ross hat jede Menge witzige Anekdoten auf Lager. Los geht es im Stadion, den Rasen dürfen wir auf gar keinen Fall betreten, er ist heilig und gehört zu den teuersten der Welt.
Er lotst uns in den Presseraum, hier darf jeder mal auf dem Trainerstuhl posen, in der Umkleide können wir Probe sitzen und die klimatisierten Umkleideschränke bestaunen. Durch den berühmten Tunnel schreiten wir ehrfürchtig ins Stadion. Wow, selbst als semibegeisterte Fußballinteressierte ist das absolut beeindruckend. Die Tour dauert ca. eine Stunde und an allen Stationen haben wir ausreichend Zeit, zu fragen und zu fotografieren. Endpunkt der Tour ist der Chelsea-Megastore. Ein Blick auf die Uhr sagt mir, dass wir uns so langsam auf den Weg zur U-Bahn machen sollten. Die Entscheidung muss zügig fallen und glücklicherweise finden wir schnell das richtige Andenken, so dass wir pünktlich nach Heathrow düsen können.
Die drei Tage sind verflogen und Erik hat schon Wünsche für die nächste Städtetour. Wie immer am Ende einer Reise, frage ich Erik, was ihm am besten gefallen hat. Die Tower Bridge und Big Ben, dann der Doppeldeckerbus, Chelsea, Harry Potter, China Town und dann eigentlich alles andere, was wir gemacht haben.
Alle praktischen Tipps, Infos und Preise zu unserer London-Reise und gererell zum Thema London mit Kind, findet Ihr hier.
Superinteressant. Ich suche Argumente meinen Mann jetzt nach Corona nach London zu bekommen. Dein Artikel ist zwar schon etwas älter, aber ich denke das hilft.
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Ach wie schön! So eine Reise, wo die Kurzen mal den Ton angeben dürfen, verspricht echt Abwechslung! Nur von diesem Spielzeug-Kaufhaus werde ich meinem Sohn freiwillig garantiert niemals erzählen 😉
Liebe Grüße
Gela
Und ich wollte die gute Mutti sein 😉 Selbst Schuld. LG Ines
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Tja, was soll ich sagen, ich bin seit einer Woche aus London zurück und bin begeistert 🙂
Wenn ich mir das so durchlese, muss ich glatt doch nochmal nach London. Bei mir lag damals der Nebel des Grauens über der Stadt, es war eiskalt und unsere Regenschirme hats zerissen vor Wind. Den Süßigkeitenladen find ich klasse und der Gleis 9 3/4 ist ja auch super. Darf ich deinen Sohnemann mal als Reiseleiter engagieren? 😉 🙂
Sehr gern, er ist einverstanden. Er nimmt kein Tagegeld, es fallen nur Kosten für Anreise und Übernachtung/Frühstück und 1x Chinatown an. 😉