Alle fahren nach London, Paris oder Rom, wir fahren nach Athen. Warum denn das? Im Februar ist doch alles grau, ewiger Smog liegt über der Stadt und die krisengeschüttelten Athener können die Deutschen eh nicht leiden. Wirklich? Selbst meinen Mann konnte ich anfangs nicht für Athen begeistern. Meine Schwärmerei und der Mangel an Alternativen haben ihn schließlich überzeugt.
καλώς ορίσατε – Herzlich Willkommen!
Wir wohnen im Zentrum der Vier-Millionen-Metropole, deren Häusermeer sich von den Bergen bis zum saronischen Golf erstreckt. Die zweifache Olympiastadt ist nicht nur die Wiege der europäischen Kultur, ein Mekka für (Hobby)Archäologen, sie ist inzwischen auch ein cooler Hotspot für griechische Startups, Streetart und Künstler. Wir haben drei Tage Zeit, um die Stadt zu erkunden.
Und das haben wir von unseren Streifzügen durch Athen für Euch mitgebracht:
Der Athener Zentralmarkt
Der Athener Zentralmarkt ist nichts für schwache Nerven und ein Herausforderung für Vegetarier oder Veganer. Hier liegt und hängt alles, was mal laufen oder fliegen konnte – vom Schweinekopf bis zur kompletten Rinderhälfte. Die Auswahl ist unglaublich. Ich gehöre zwar zu den Flexitariern, aber das ist ´ne Menge totes Tier, das hier zu sehen ist.
Die Fischabteilung ist nicht minder groß, nur deutlich herausfordernder für die Nase. Entspannung auf der anderen Seite des Marktes, hier stehen die Obst- und Gemüseverkäufer. Die Marktschreier bieten lautstark ihre Ware an und die geschäftige Atmosphäre erinnert mich ein wenig an einen orientalischen Bazar.
Die Geschäfte rund um den Markt sind voll bis unter die Decke mit Gewürzen, Nüssen, Feta, Honig, Kräuter, Wein und vielem mehr. Ich nehme mir vor, am letzten Tag noch einmal wieder zu kommen.
Monastiraki-Platz
Am Monastiraki-Platz, unterhalb der Akrópolis, laufen alle Fäden zusammentreffen. Er ist beliebter Treffpunkt, Knotenpunkt der Metro und Beginn der Flohmarktstraße. Die großen Einkaufsstraßen Ermou und Athina führen zum Platz und in nördliche Richtung schließt sich das Altstadtviertel Plaka an. In der direkten Umgebung liegen viele Ausgrabungsstätten und antike Plätze wie die Agorá, die Hadrianus-Bibliothek und das Römische Forum.
Das antike Athen mit Akrópolis & Co.
Vom Monastiraki-Platz ist die Akrópolis zum Greifen nahe. Der Weg auf den 156 Meter hohen Tafelberg ist gesäumt von ständig wechselnden traumhaften Perspektiven auf die Stadt. Die Kinder “stöhnen” über die Hitze, ich freue mich über 20 Grad und Sonnenschein Anfang Februar. Die sommerlichen Vorboten fühlen sich richtig gut an.
Die meisten Ausgrabungsstätten, Tempel und Monumente befinden sich in der Nähe der Akrópolis und sind gut zu Fuß erreichbar. Da sie in jedem Reiseführer stehen, gibt es an dieser Stelle keine Auflistung, sondern einen Rundgang in Bildern.
Bei der Akrópolis mache ich eine Ausnahme. Sie gehört fest zum Athen-Programm, auch wenn ich sonst kein Freund von must-see-Gedöns bin. Als Wahrzeichen Athens bestimmt sie das Stadtbild und ist vielleicht das berühmteste antike Bauwerk Griechenlands. Die Akrópolis bedeutet auf griechisch Oberstadt und bezeichnet eigentlich nur das Felsplateau, auf dem die Tempel liegen.
Wir sind am späten Vormittag hier und es ist überall relativ leer. Kurz vor dem Eingang biegen wir noch auf den kleinen Felshügel Areopag ab, der unterhalb der Akrópolis liegt. Und dann betreten wir endlich ganz ehrfürchtig die heiligen Hallen des Tempelbezirkes.
Wir verlassen die Akrópolis auf der Südseite am römischen Theater und umrunden sie damit einmal.
Die Plaka (Altstadt)
Die Plaka wurde auf den Trümmern des antiken Athen erbaut und schmiegt sich an den Nordhang der Akrópolis. Mit ihren kleinen Häusern und engen Gassen, die sich steil den Berg hochschlängeln, hat sie ihren dörflichen Charakter bewahrt. Alt und neu, schick und shabby liegen dicht beieinander. Im oberen Teil der Plaka liegt das kleine Viertel Anafiotika. Es erinnert an verträumte Inselörtchen und wurde nach der Kykladen-Insel Anafi benannt. In den kleinen Gassen gehen die Uhren deutlich langsamer und man vergisst schnell, dass man in einer Großstadt ist. Durch die Plaka zu schlendern lohnt sich zu jeder Tageszeit, abends ist sie aber besonders stimmungsvoll.
Der Stadtteil Psirri
Das ehemalige Handwerkerviertel ist in den letzten Jahren richtig hipp und zum abendlichen Ausgehviertel geworden. Tagsüber bestimmen kleine Werkstätten und Trödelläden das Bild, abends die gefüllten Tavernen und Bars. Das Herz des Psirris ist der Iroon-Platz mit leckeren Fast Food-Läden und nette Kneipen.
Wachablösung mit Bommel-Schuhen
Einer der bedeutendsten Plätze Athens ist der Syntagma-Platz (Platz der Verfassung). Hier steht das Parlamentsgebäude und das Denkmal des Unbekannten Soldaten, flankiert von Soldaten der Präsidialgarde, den Evzonen. Ihre traditionelle Kleidung sieht etwas kurios aus, vor allem die Schuhe. Während die Ehrengarden anderswo schwere Stiefel tragen, kommen die Evzonen in Schnabelschuhen mit Bommeln daher. Sehenswert ist der Wachwechsel, der in einer aufwendigen Choreographie zelebriert wird. Mit schwingenden Armen, hochgezogenen Knien, langgestreckten Beinen, klackernden und scharrenden Schuhen werden die Gelenke noch einmal ordentlich durchbewegt, bevor sie eine Stunde regungslos ausharren müssen. Nach dem Wachwechsel darf man sich übrigens mit den Evzonen fotografieren lassen.
Athener Lieblingsplätze
Plätze und Plätzchen hat Athen unzählige, einer schöner als der andere. Unterhalb der Akrópolis haben wir schnell unser Lieblingscafé entdeckt. Bei den frühlingshaften Temperaturen haben wir allerdings immer draußen gesessen.
Unser Athen-Fazit:
Ok, vielleicht ist Athen nicht so ein Gesamtkunstwerk wie Rom oder so megacool wie London. Athen hat Ecken und Kanten, sie hat hässliche Ecken und wunderschöne Gassen, schnuckelige Plätze und extrem viel Kultur. Natürlich sieht man ihr an, dass sie in den letzten Jahren gelitten hat. Geschäfte stehen leer, viele Häuser sind zu verkaufen und die Zahl der Bettler ist gestiegen. Doch Athen hat Charakter, hier spüren wir die mediterrane Lebensfreude (allen Umständen zum Trotz).
Auch der anfängliche Skeptiker ist von der lebendigen Mischung aus Antike und Moderne dieser jungen, quirligen Metropole begeistert. Es lohnt sich, ein paar Tage für die coole Großstadt einzuplanen. Ganz egal, ob als Städteurlaub oder Stopover zu den griechischen Inseln.
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