Mick Jagger, Roman Polanski, Anastasia und viele andere Promis haben eines gemeinsam. Sie waren alle auf Mykonos, viele kommen regelmäßig. Die kleine karge Insel ist die Jetset-Adresse von Griechenland. Nirgendwo sonst ist die Millionärs- und Promidichte so hoch wie hier.
In den 1970er Jahren kamen erst die Hippies, dann die Yuppies, die Gay-Szene, gefolgt von Russen und Arabern. Heute ist die Insel fest in der Hand der Kreuzfahrer, Touristen aus allen Teilen der Welt und Zentrum der internationalen Partyszene. Nirdenwo sonst habe ich in Griechenland Restaurants und Geschäfte auf einem vergleichbaren Preisniveau gesehen, nicht einmal in Athen.
Mykonos ist teuer und das typische Griechenland sucht man hier vergeblich. In den Häfen liegen Yachten, die so groß wie dreigeschossige Häuser sind. Ich wußte es vorher und wollte trotzdem nach Mykonos. Nicht wegen des prallen Nachtlebens, sondern aus zwei Gründen. Klein Venedig mit eigenen Augen sehen, v.a. dieses eine Postkartenmotiv. Und aus einem ganz praktischen Grund. Die Winde in der Ägäis sind tückisch, auch im Sommer kann es durchaus passieren, dass der gesamte Fährverkehr zum Erliegen kommt. Deshalb bin ich lieber schon rechtzeitig auf der Flughafeninsel.
Als wir unsere Reise planten, war die Suche nach einem bezahlbaren Hotel schwierig. Wir entschieden uns, drei Tage auf Mykonos zu bleiben und so war auch das Hotel San Marco in Agios Stefanos ein vertretbarer Kompromiss. Nachdem wir auf Tinos und Paros so viel erlebt haben, konnten wir mit ruhigem Gewissen etwas kürzer treten.
Schon bei der Ankunft am Hafen zeigte sich, dass wir auf einem kosmopolitischen Stern gelandet sind. Menschen aus aller Welt, soweit das Auge reicht.
Vom Hafen nahmen wir den Bus bis Agios Stefanos, aber unser Hotel war nicht da. (Sollte es nicht in Strandnähe sein?) Wir fragten in einem anderen Hotel nach und hörten, dass es “nur” über den Berg ist, aber zu Fuß unmöglich. Da die Griechen generell wenig zu Fuß gehen, dachte ich erst, egal, wir laufen dann mal los. Glücklicherweise hielt mich der Blick auf das Gepäck und die schwitzenden Kinder davon ab.
In einer Pension am Hafen fragte ich nach unserem Hotel San Marco und die nette Dame an der Rezeption telefonierte so lange, bis sie jemanden erreichte. Das ist die berühmte griechische Philoxenia (Gastfreundschaft). Zehn Minuten später wurden wir abgeholt und es ging über einen Berg, einen Hügel und einen Berg … zum Hotel. Zu Fuß wären wir wohl niemals angenommen.
Das Hotel San Marco war eine gute Wahl. Die Familienzimmer sind sehr geräumig und es ist ein ruhiger idyllischer Ort, allerdings etwas ab vom Schuss. Großer Pluspunkt war der kostenlose Shuttle, der regelmäßig zwischen Hotel und Mykonos-Stadt hin und her fährt.
Auf den Kykladen ist es oft windig und so sieht das Ganze bei Windstärke 5 – 6 aus. Die Palmen biegen sich, Schirme fliegen umher, dafür ist der Ausblick auf das Meer umso klarer.
Nachdem ich Mykonos-Stadt gesehen habe, kann ich verstehen, dass es für viele ein Must See ist. Die Stadt ist ein Gesamtkunstwert mit der typischen Kykladenarchitektur. Schneeweiße Würfelhäuser mit bunten Fensterläden und Balkonen, winzig kleinen Kirchen und Kapellen, ein Labyrinth aus Gassen und Plätzen, einfach ein magischer Ort.
Die Panagia Paraportiani ist ein berühmtes Kirchlein und aufgrund ihrer bizarren Fassade weit über die Inselgrenzen hinaus bekannt.
Ein Plätzchen schöner als das andere. Die Restaurants haben sich rausgeputzt und sind trotz hoher Preise abends proppenvoll. Preiswerte Alternativen sind die Fast Food-Läden und Pita Gyros oder Souvlaki Pita sind ja auch recht lecker.
Im Trubel der Stadt haben wir ein entspanntes Fleckchen gefunden, das schmucke Suisse Café. Alles ganz köstlich, v.a. der Lemon Cake. Jorgos, Chef des Hauses, ist herzlich und redselig. Für die Kinder gab es Malsachen und für uns ein 30 Jahre altes Buch über Mykonos und die Geschichte des Insel-Pelikans.
Das Stadtviertel Klein Venedig ist das Objekt meiner Begierde, die Häuser sind direkt ans Meer gebaut, gestützt von mächtigen Holzbalken und verziert mit bunten Balkonen, die über dem Wasser schweben.
Und das ist das Poskartenmotiv, das mich nicht losließ – diese Uferpromenade, die irgendwann einfach aufhört und im Meer verschwindet.
Hier ist auch der abendliche Treffpunkt der Sundowner, die einen Blick auf den unglaublichen Sonnenuntergang erhaschen wollen.
Wir warten geduldig bis der goldene Ball endlich ins Meer eintaucht und ausgerechnet jetzt schwimmt uns ein Schiff in die Kulisse. Na toll.
Die Sache mit den Promis und Millionären ist jetzt klar, theoretisch ist es möglich, sich hier einen zu angeln. Aber was hat das mit dem Pelikan auf sich?
Wenn man der Legende glauben darf, und so steht es ja auch im Buch von Jorgos aus dem Suisse Café, dann ist der Pelikan in den 1950er Jahren während eines starken Sturms buchstäblich vom Himmel gefallen. Ein Fischer namens Theodoros rettete ihn und holte den halbtoten Vogel zurück ins Leben. Er bekam den Namen Petros und wohnte noch gute 30 Jahre bei seinem Lebensretter. Der Pelikan wurde zu einer kleinen Berühmtheit und zum Maskottchen von Mykonos.
Es gibt ihn als Souvenir groß und klein, in Plüsch und Plastik …
In der Pelikan-Geschichte heißt es weiter, dass die Bewohner von Tinos so neidisch auf Petros waren, dass sie ihn entführten und ihm die Flügel stutzten. Der Bürgermeister von Mykonos reiste nach Tinos, um ihn wieder nach Hause zu holen. Inzwischen hat Tinos ja einen eigenen Pelikan, namens Markos und dem Original-Petras von Mykonos folgten viele weitere. Heute wohnt Petros der Xte in und um Nikos Taverne und spaziert tagsüber gern am Strand oder an der Hafenpromenade entlang. Vor einigen Jahren habe ich den Film “Ein griechischer Sommer” gesehen, es geht um die Freundschaft zwischen dem 14jährigen Yannis und einem gestrandeten Pelikan. Ein rührender und sehenswerter Film ab 6 Jahren.
Wir hatten großes Glück, Petros am Abend noch zu treffen. Er saß in der Küche von Nikos Taverne und zeigte sich nur für einen kurzen Moment. Leider haben wir keine tollen Bilder, dafür glückliche Kinder, die ganz nah dran waren und kaum von der Küchentür wegzubewegen waren.
Nikos Taverne ist eine Institution und trotz großen Andrangs ist das Essen gut und die Preise in Ordnung.
Unser Fazit: Für einen Familienurlaub ist Mykonos sicher nicht die erste Wahl. Für einen Zwischenstopp fanden wir die Insel super, drei Tage waren genau richtig. Die Stadt ist fantastisch und alles andere haben wir dem Partyvolk überlassen, auch die berühmten Strände Paradise und Super Paradise Beach. Wenn Ihr noch etwas Kultur wollt, dann fahrt Ihr zur Nachbarinsel Delos, eine der wichtigsten Ausgrabungsstätten Griechenlands, die seit einigen Jahren zum UNESCO Weltkulturerbe zählt.
Uns hat es gefallen, aber länger würde ich auf Mykonos nicht bleiben, da bevorzuge ich die kleineren und ruhigeren Inseln.
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