Es mag bessere Zeiten geben, Griechenland als herrliches Reiseland zu preisen. Aber vielleicht ist der Zeitpunkt gar nicht so schlecht, um den Schlagwörtern Krise, Grexit und Schulden etwas entgegenzusetzen. Kalós orissate – herzlich willkommen zu Teil 2 des griechischen Inselkaleidoskops.
Im ersten Teil sind wir auf Samos, Kreta und der Chalkidiki an Land gegangen. Jetzt stoppen wir auf den Ionischen Inseln und den Dodekanes.
Korfu – la dolce Vita auf griechisch
Wenn ich an Korfu denke, dann zuerst an die opulente Vegetation. Die Landschaft ist geprägt von sanften Hügeln mit Zypressen, Akazien, Palmen, Zitronen- und Orangenplantagen. Und ich sehe die endlosen Olivenhaine vor mir. Über vier Millionen Olivenbäume soll es auf der Insel geben. Diesen Teil der Insel mag ich besonders, hier zeigt sich Korfu von einer komplett anderen Seite als an den Küsten.
In der Inselhauptstadt Kerkyra erlebt Ihr noch heute „la dolce vita auf Griechisch“. Die 400jährige Herrschaft der Venezianer hat Architektur und Kultur nachhaltig beeinflusst.
Das Stadtbild wird von zwei mächtigen Festungen dominiert, von schmalen Gassen der Altstadt und schattigen Arkadengängen. Ich finde die Stadt wunderschön, v.a. am Abend wenn die Griechen zur Volta aufbrechen und sich die Tavernen füllen.
Die bekannteste Bewohnerin Korfus war die österreichische Kaiserin Sissi. Ihr kaiserlicher Palast, das Achillion, und die malerische Gartenanlage sind heute ein Museum und gehören zu den bekanntesten Sehenswürdigkeiten der Insel. Das Achillion liegt südlich von Kerkyra bei Gastouri.
Wohin auf Korfu?
Korfu verfügt, wie alle größeren griechischen Inseln, über die gesamte Hotelpalette. Gerade für Familien gibt es die Rundumversorgungshotels mit Kinderclub, Rutschen und Wasserpark. Andererseits findet Ihr auch viele Ferienwohnungen und -häuser. Super Strände und Buchten sind über die gesamte Insel verteilt. Mirtiotissa an der Westküste gilt als kleines Paradies, allerdings ist es kein Geheimtipp mehr, will heißen, im Sommer wird es richtig voll (und hier wird der Freikörperkultur – FKK – gefrönt).
An der Nordwestküste liegt Agios Georgios Pagón (San George North), eine kleine Bucht, die für ruhigen Urlaub und Wassersport fernab großer Hotelanlagen steht. Nicht zu verwechseln mit Agios Georgios Argirádon (San George South), ein langer dünenartiger Sandstrand im Südwesten Korfus. Die Ostküste hat den Vorteil, dass die (kleinkindfreundlichen) Strände flach abfallen und das Meer durch die Lage zwischen Korfu und dem Festland meist ruhig ist.
Zu meinen persönlichen Favoriten gehören Kerkyra, das Kräuterdorf Makrades, Lakones im Nordwesten, Kassiopi und trotz hoher Besucherfrequenz Paleokastritsa. Und nicht zu vergessen, die Fischtavernen von Boukári und eine Fahrt zum höchsten Berg Pantokrator (mit vielen Stopps in den kleinen Dörfern).
Detaillierte Tipps und wunderschöne Bilder von Korfu findet Ihr auf dem Blog Go South East von Claudia. Es lohnt sich sehr, hier vorbeizuschauen.
Rhodos – Sonnengott meets Kreuzritter
In der Antike galt Rhodos als liebste Insel des Sonnengottes Helios. Er sorgt schließlich dafür, dass es fast 300 Sonnentage pro Jahr gibt. Wie viele ihrer Schwestern hat auch Rhodos ganz unterschiedliche Gesichter. Der Norden ist touristisch erschlossen, die Inselmitte waldreich und hügelig mit typischen Dörfern und der Süden ist relativ ruhig.
Die Inselhauptstadt ist eine beeindruckende Mischung aus antiker, mittelalterlicher und orientalischer Architektur. Beim Betreten der Altstadt wird Geschichte lebendig. Rhodos-Stadt gehört zum UNESCO-Weltkulturerbe und an der Festung, dem Großmeisterpalast und der Ritterstraße kommt niemand vorbei. In den Gassen der Altstadt kann man die Zeit vergessen, Touristenshops reihen sich an Schmuckläden und Kunsthandwerker.
Vor den Kafenia sitzen Pensionäre und spielen Tavli, aus den Tavernen riecht es verführerisch. Wer die großen Einkaufsstraßen verlässt, kann verborgene Schätze bergen, die Altstadt ist voll davon. Einen Reisebericht zu Rhodos-Stadt findet Ihr hier.
Sehenswert sind auch die Thermen von Kalithea (mit einer fantastischen Beach Bar), die Akropolis von Lindos und das Schmetterlingstal. Zwischen Juli und September flattern tausende Schmetterlinge durch das Tal.
Die Insel ist relativ groß und wie immer stellt sich die Frage, in welcher Ecke man am besten aufgehoben ist.
Ich würde immer ein paar Tage in Rhodos-Stadt verbringen. Entweder in einer Pension in der Altstadt oder strandnah in der Neustadt. Die großen Familienhotels liegen überwiegend an der Ostküste zwischen Faliraki und Kiotari. Wassersportler sind an der Westküste richtig. Der bekannte Meltemi sorgt für optimale Windverhältnisse. Wer Ruhe sucht und auf den touristischen Rummel verzichten will, der sollte sich im Süden niederlassen. In der Inselmitte auf dem Profitis Ilias glaubt man kaum, noch auf Rhodos zu sein. Hier herrscht alpenländisches Flair und das Hotel Elafos gleicht eher einem Schweizer Chalet.
Mein Hidden Gem habe ich auf Rhodos schon gefunden. Die Auberge Kalopetri inmitten der Natur, das Meer in Sichtweite und von irgendwo erklingt immer das leise Meckern der Ziegen.
Kos – Insel des Hippokrates
Als ich das erste Mal nach Kos fuhr, fragte mich eine Kollegin, was ich ausgerechnet dort will, es gäbe doch wesentlich schönere Inseln in Griechenland.
Inzwischen war ich dreimal auf Kos und ja, es stimmt. Es gibt viele griechische Inseln, die schöner sind. Aber Kos hat andere Stärken als mit den klassischen Bilderbuchmotiven zu punkten. Die langen, breiten und flach abfallenden Sandstrände sind absolut kindertauglich.
Das Sportangebot ist riesig, Wassersport ist naheliegend, die Surf- und Segelreviere sind perfekt. Kos ist die Insel der Radfahrer mit dem besten Radwegenetz Griechenlands und vielen Fahrradverleihen. (Das ist in Hellas schon etwas Besonderes.) Aufgrund ihrer überschaubaren Größe sind die Wege auf der Insel kurz. Und noch ein weiterer Pluspunkt ist die zentrale Lage in der Inselgruppe der Dodekanes. Kos wird von fast allen Inseln mit den Autofähren direkt angefahren.
Die Inselhauptstadt Kos-Stadt bietet etliche antike und mittelalterliche Sehenswürdigkeiten: die Agora, das Johanniterkastell und die Römische Villa. Geschichte und Ausgrabungen gibt es quasi an jeder Ecke. Den krassen Gegensatz dazu bildet die Bar Street mit der größten Disco-Dichte Griechenlands. Partyanimals können bis zum Morgengrauen abtanzen.
Der Name des Hippokrates ist untrennbar mit der Insel verbunden. Er gilt als Begründer der modernen Medizin und seine berühmte Platane wollten wir unbedingt sehen. Auch wenn es nicht viel zu sehen gibt – außer einem ausgehöhlten Baum mit einer Eisenkonstruktion zum Schutz der schweren Äste. Der Legende nach soll Hippokrates den Baum vor über 2000 Jahren selbst gepflanzt haben.
Südlich von Kos-Stadt liegt die Embros Therme. Die Heilquelle mit 40 Grad warmem Wasser verspricht Heilung der unterschiedlichsten Gebrechen. Für meine alten Knochen war es schon sehr angenehm, in dem puschig warmen Felsbecken zu baden, leider war es viel zu voll.
Die berühmteste antike Stätte der Insel ist das Asklepieion, einst Kur- und Therpiezentrum. Hier unterrichtete Hippokrates seine Schüler. Das terrassenförmig angelegte Heiligtum ist eingebettet in üppiges Grün und öffnet sich dann zur Meerseite mit Blick auf die türkische Küste.
„Heiterkeit entlastet das Herz.“ Hippokrates (um 460 vor Chr.)
Einsame Bergdörfer hat Kos nicht zu bieten, dafür ist die Insel zu klein. Dennoch lohnt es sich, die Dörfchen rum den höchsten Berg Dikeos zu besuchen. Das malerische Zia ist das Vorzeige-Dorf der Insel. Am Abend kann es hier voll werden, denn in Zia ist der Sonnenuntergang auf Kos am besten zu erleben. Seid rechtzeitig da, um einen guten Platz in den Tavernen zu bekommen.
Unsere Favoriten auf Kos
Mit dem Katamaran vor der Küste schippern, die Strände von Marmari und Mastichari, das Bergdorf Zia, Kos-Stadt am Abend und Bootstouren zu den Nachbarinseln. Wir waren auf der Schwammtaucherinsel Kalymnos, Pserimos und der Vulkaninsel Nissyros, die ich alle wärmstens empfehlen kann.
Nissyros – Tanz auf dem Vulkan
Zu Nissyros muss ich doch noch ein paar Sätze schreiben. Wenn man sich Nissyros vom Wasser aus nähert, ahnt man nicht, dass sich im Inselinneren ein gewaltiger Vulkankrater mit 3,8 km Durchmesser verbirgt. In den Stefanos-Krater kann man hinabsteigen, muss aber gut Acht geben, denn aus vielen Erdlöchern blubbert kochend heißes Wasser und Schlamm. Die heißen Schwefelwasserstoffdämpfe riechen nach verfaulten Eiern und sollen Temperaturen bis 200 Grad erreichen. Der Vulkan gilt immer noch als aktiv.
Alle guten Dinge sind DREI :-). Bald geht es weiter mit Teil 3 der griechischen Inseltour und den Kykladen. Oder habt Ihr jetzt schon einen Favoriten?
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Wie schön, dass Ihr Euch von der Krise nicht habt abschrecken lassen, „unsere“ schöne Insel zu besuchen. Nicht nur auf Korfu, sondern überall in Griechenland werden deutsche Gäste gewohnt freundlich von den Griechen empfangen. Man sollte sich hier von den Medienberichten nicht einschüchtern lassen. Und Eurer Reisebericht ist dafür das beste Beispiel! Vielen Dank auch für die wunderschönen Fotos! 🙂
Vielen Dank Roland :-). Nichts kann uns davon abhalten, Griechenland zu besuchen :-). Wir haben nur gute Erfahrungen gemacht – vor und während der Krise und darüber schreibe ich gern. Wir waren gerade in Athen und selbst mit Generalstreik war es toll. Die Gastfreundschaft und Kinderliebe hauen mich jedes Mal um. Liebe Grüße, Ines
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Hallo Janina, gibt gar keinen besseren Zeitpunkt für diesen Beitrag als genau jetzt. Hoffentlich lesen ihn viele, viele, die diesen Sommer noch nichts weiter geplant (und ein bisschen Geld auf dem Konto) haben. Liebe Grüße, Stefanie
Vielen Dank Stefanie. Ich hoffe auch, dass sich nicht alle von der schlechten Presse abschrecken lassen. Mein Herz schlägt ja blau-weiß, in guten und in schlechten Zeiten. Liebe Grüße, Ines
Schön geschrieben,ich staune immer wieder, was Ihr alles schon gesehen habt, Klasse.
Dankeschön :-). Ja, in Griechenland haben wir schon viel gesehen, aber es sind immer noch so viele Inseln, die wir sehen möchten. Liebe Grüße, Ines
Wunderbar! Nur machst du es nicht besser, sondern immer schwieriger, für welche Insel(n) man sich entscheiden sollte. 😛
Sobald es bei uns ansteht komme ich aber eh nochmal auf dich zu. 😉
Janine, es gibt noch einen 3. Teil :-). GLG und vielen Dank. Ines
Ich weiß. Leider. Es wird ja doch nicht einfacher. 😉
Freue mich trotzdem schon drauf 🙂