Das Flugzeug landet fast 20 Minuten früher als geplant und ich verlasse es beschwingt. Beschwingt bin ich eigentlich immer, wenn ich schwedischen Boden betrete. Doch heute ist es anders als sonst. Ich bin allein unterwegs.
Drei Tage liegen vor mir, die garantiert unaufgeregt werden, aber vollgepackt mit Dingen, die ich gern tue. Stundenlang durch die Stadt stromern, fotografieren, so lange ich will, und im Café sitzen (mit riesigen Zimtschnecken).
Ich freue mich auf meinen Solotrip, denn solche Auszeiten sind äußerst kostbar und selten. Als ich das letzte Mal allein nach Schweden gereist bin, war mir ganz anders zu Mute. Ich hätte heulen könne. Damals war ich Studentin mit mäßigen Schwedischkenntnissen und einem Praktikumsvertrag in der Tasche. Kurz vor der Abreise verließ mich der Mut. Am liebsten hätte ich den Zug fahren lassen. Gut, dass ich es nicht tat, denn damals begann in Ystad mein Techtelmechtel mit Schweden, das ich bis heute liebevoll pflege.
Ich nehme Euch mit auf eine Runde durch Göteborg. Zieht Euch warm an, denn es ist kalt. Vom Meer weht eine kühle Briese. Vergesst auf keinen Fall die Sonnenbrille. Denn erstens scheint die Sonne und zweitens gehört ein bisschen Coolness dazu. Sonst fallt Ihr zwischen den bärtigen Hipstern zu sehr auf ;-).
Göteborg macht es mir leicht. Das Stadtzentrum ist kompakt und ich lege die meisten Strecken zu Fuß zurück. Von meinem Hotel bin ich sofort mittendrin im Göteborger Leben, das ich gemächlich von einem Café aus betrachte (mit meiner ersten Zimtschnecke). Draußen rumpeln Straßenbahnen vorbei, die die Möwen am Kanal aufscheuchen. Durch die Lage am Kattegatt und dem Göta Älv ist das Wasser in Schwedens zweitgrößter Stadt immer in greifbarer Nähe.
Ich schlendere durch die Innenstadt, vorbei an Gründerzeithäusern, Backsteinbauten und Holzvillen. Eines der ältesten Gebäude der Stadt ist das Kronhuset aus dem Jahr 1654, gesäumt von den gelben Werkstätten der Kronhusbordarna.
Eine Kirche für den Fisch
Eines der Wahrzeichen Göteborgs ist die Feskekörka, übersetzt Fischkirche. Den Namen verdankt der Fischmarkt seiner Ähnlichkeit mit einem Kirchengebäude. Oder vielleicht beten die Göteborgen ihren Fisch auch an, wer weiß. Im Inneren gibt es fangfrischen Fisch, Muscheln, Schalentiere und was sonst noch im Meer schwimmt schwamm (geöffnet Dienstag bis Samstag).
Im Shopping-Heaven
Ihr liebt Design- und Interieurkram? Dann solltet Ihr auf keinen Fall nach Göteborg fahren, denn das kann teuer werden. Ein Laden am anderen, einer schöner als der andere. Pfff, das war hart. Geballt zu finden sind diese verführerischen Läden rund um die Magasingatan. Shoppen lässt es sich in Göteborg insgesamt recht gut. Kleine Boutiquen, zig Einrichtungsläden und mehrere Shoppingcenter. Auch am Wochenende kann niemand den Einkaufsverlockungen entrinnen. Die meisten Geschäfte haben auch sonntags geöffnet.
Göteborg-Tipp Haga
Das ehemalige Arbeiterviertel Haga wird wahrscheinlich niemand verpassen wollen. Selbst jetzt im Winter strahlt es schwedische Gemütlichkeit aus. In der Fußgängerzone Haga Nygata stehen die schönen Holzhäuser mit netten Design-, Antiquitäten-, Klamottenläden und zahlreichen Cafés. So ganz widerstehen kann ich hier nicht. In der Haga Trätoffelfabrik (Haga Holzpantoffelfabrik) wandern ein paar echte Schwedenclogs in meine Einkaufstasche.
Das Café Husaren wird wahrscheinlich in jedem Reiseführer empfohlen, denn hier soll es Schwedens größte Kanelbullar (Zimtschnecken) geben. Die Teile sehen gigantisch aus. Das Café habe ich mir geschenkt, viel zu voll. Im Hebbe Lelle, zwei Häuser weiter, war es auch nett und nicht so überfüllt.
Restaurantempfehlung hin oder her – so richtig falsch machen kann man eigentlich nichts. Ich finde es überall sehr lecker. Werft mal einen Blick in die Stora Saluhallen, Göteborgs größter Markthalle mit 40 Ständen und Bistros. Hier kann man mittags recht preiswert essen, auch echte schwedische Hausmannskost, wie kötbullar med potatismos, sehr lecker.
Apropos günstig essen. Zur Mittagszeit bieten viele Restaurants ein Dagens rätt (Tagesgericht) an, das um die 85,00 SEK kostet und verhältnismäßig günstig ist. Oft gehört noch ein Getränk, Brot oder Salat dazu.
Göteborg maritim
Schon von weitem sind die riesigen Kräne des Göteborger Industriehafens zu sehen. Für mich als Ostseedirn ist das immer eine große Freude. Der Lille Bommen sieht weniger beeindruckend, aber sehr romantisch aus. Kleine Segelboote schaukeln auch im Winter im Hafenbecken. Dünne Eisschollen schwimmen auf dem Wasser. Im Hintergrund Göteborgs Wahrzeichen, das rot-weiße Gebäude („Lippenstift“ genannt), das langsam von der Abendsonne umhüllt wird. Nur ein paar Schritte weiter sind die Schiffe des Museums „Maritiman“ vertäut.
Der Göteborger Schärengarten
Die Schäreninseln gehören zu Göteborg wie die roten Haare zu Pippi Langstrumpf. Eine Fahrt durch die magische Inselwelt ist ein absoluter Höhepunkt, egal zu welcher Jahreszeit. In einem eigenen Artikel nehme ich Euch mit in den winterlichen Schärengarten.
⇒ Mein Resümee nach drei Tagen allein in Göteborg:
Die Stadt ist entspannt und lässig, ideal für Foodies, Designliebhaber, Lifestyler, Seebären und Küstenkinder. Durch die kurzen Anreisewege ist Göteborg geradezu perfekt für einen Wochenendtrip. Ich habe meine Zeit hier sehr genossen. Besser kann ein Solowochenende nicht laufen. Davon hätte ich gern noch einen Nachschlag.
Praktische Göteborg-Tipps
Anreise mit dem Flugzeug
Die Flugzeit von Berlin nach Göteborg beträgt nur eine Stunde. Der Flughafen Göteborg-Landvetter liegt ca. 25 km östlich der Stadt und wird von vielen deutschen Flughäfen direkt angeflogen.
Wenn Ihr aus dem Flughafengebäude kommt, landet Ihr direkt an der Haltestelle der Flygbussarna, die Euch in 30 Minuten ins Stadtzentrum (Endstation Hauptbahnhof) bringen. Sie fahren im Schnitt alle 15 Minuten. Ein one way-ticket kostet 195,00 SEK. Kauft Ihr gleich Hin- und Rückfahrt, dann wird es etwas preiswerter (oder noch besser online, das ist die günstigste Variante). Fahrpläne und aktuelle Preise findet Ihr hier: flygbussarna.se
Mit der Fähre
Von Kiel könnt Ihr direkt mit Stena Line nach Göteborg fahren. Die Fähren fahren über Nacht und legen am nächsten Morgen um 09.15 Uhr im Hafen an. Die Innenstadt ist nur wenige Minuten vom Terminal entfernt.
In Göteborg rumkomen – die Stadt der Straßenbahnen
In Göteborg fährt man Spårvagn (Straßenbahn bzw. Tram). Die blauen Bahnen fahren in alle Ecken der Stadt. Und da, wo sie nicht hinkommen, fahren Busse oder Fähren.
Fahrscheine gibt es an Zeitungskiosken (Pressbyrån) oder bei Seven Eleven. Einzelfahrscheine kosten 29,00 SEK, eine Tageskarte 90,00 SEK.
Göteborg mit Kindern
Im familienfreundlichen Schweden versteht es sich fast von selbst, dass die Angebotspalette für Kinder groß ist. Das ultimative Familienhighlight in Göteborgs ist Liseberg, Skandinaviens größter Vergnügungspark mit riesigen Achterbahnen und Karussels.
Geld
Eigentlich braucht Ihr in Schweden kaum noch Bargeld. Kreditkarten werden überall akzeptiert. Manchmal ist es eher so, dass ohne Kreditkarte nichts geht. Zum Beispiel der Flughafenbus und einige Cafés, in denen ich war, akzeptieren ausschließlich Kreditkarten.
Der Vollständigkeit halber noch der aktuelle Umrechnungskurs: 1 EUR = 9,48 SEK.
[…] größten Zimtschnecken soll es angeblich in Göteborg geben. Das behauptet jedenfalls das Café Husaren im Stadtteil […]
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[…] morgen ist Göteborg in einen dicken Mantel aus grauem Nebel gehüllt. Noch am Hafen lichtet er sich und die Sonne […]
Hach ja, so schön, Göteborg. Das ist meine Lieblingsstadt in Schweden. Da Du die Fähre von Kiel erwähnst, aber selber mit dem Flieger gekommen bist, lasse ich mal einen Link da: http://www.indernaehebleiben.de/reisebericht-stena-scandinavica/. Ich finde nämlich, dass ist eine tolle Möglichkeit, um nach Göteborg zu reisen. Auf den Bericht vom Schärengarten freue ich mich schon sehr. Den habe ich nämlich nur von der Fähre aus bewundern können. Liebe Grüße, Stefanie
Absolut d’accord, mit der Fähre ist es auch toll. Das ist bei mir allerdings schon 17 Jahre her :-/
Liebe Grüße, Ines
Liebe Ines,
ein sehr schöner Bericht über unsere zweitgrößte Stadt hier in Schweden. Und was für ein tolles Wetter du hattest… ich wage mal zu behaupten, dass 85% der Zeit, die ich in dieser Stadt verbracht habe es immer geregnet hat!!!! Freut mich, dass du so ne tolle Zeit hast, alleine und in deinem Schweden!
Wir sind ja meistens nur zur Durchreise auf dem Weg nach Dänemark in Göteborg… eine kulinarische Empfehlung hätte ich dann aber doch noch. Taverna Aversa, ein Italiener im Hagaviertel bietet gutes Essen und schöne Atmosphäre.
LG
Hartmut
Oh Mist, so viel Regen? Ich war jetzt dreimal in Göteborg und hatte immer Glück. Danke für den Tavernentipp. Ich komme bestimmt bald mal mit meinen kleinen Schwedenfans wieder. Und die lieben Pizza und lösgodis. 🙂 Viele Grüße, Ines
Oh wie wunderbar.
In Göteborg haben auch wir uns damals total verliebt. Eine wunderbare kleine Stadt. Und scheinbar haben wir noch nicht alles entdecken können was toll ist: Die Markthalle haben wir zum Beispiel nicht gesehen.
Ich freue mich schon auf deinen Artikel zu den Schärengärten. 🙂
Ich habe in Göteborg an Dich und Andy gedacht. Wir waren damals ja zeitlich in Schweden. Die Schären waren so schön, aber das weißt Du ja. Liebe Grüße, Ines