[Werbung] Familienzimmer mit eigenem Bad, Vollpension, die Nordsee direkt vor der Tür. Mal Hand aufs Herz, denkt Ihr dabei an eine Jugendherberge? Mir war bis vor kurzem nicht klar, dass sich die Jugendherbergen zu Spezialisten für Familienurlaub entwickelt haben.
Meine Erfahrungen in Jugendherbergen liegen schon eine Weile zurück und zugegeben, die habe ich auch eher im Ausland gesammelt. In Schweden haben wir häufiger im Vandrarhem (die schwedische Version der Jugendherberge) übernachtet. Der Viermal Fernweh-Sohn hat da aktuellere Reiseerlebnisse. In den letzten Jahren gingen seine Klassenfahrten häufig in Jugendherbergen an der Ostseeküste.
In den letzten Monaten habe ich viel Gutes über die Familienangebote der Jugendherbergen gehört, dass ich neugierig wurde und es selbst ausprobieren wollte.
Gedacht, getan und so ging es für uns im April an die Nordsee. Die ersten beiden Nächte waren wir in der Jugendherberge Cuxhaven, dann ging es weiter an die Elbmündung nach Otterndorf.
Jugendherberge Cuxhaven
Bestes Wetter und beste Lage sind schon einmal ein super Einstieg. In der Jugendherberge werden wir sehr herzlich empfangen und in die Hausordnung eingewiesen. Unser Zimmer ist quadratisch praktisch gut und mit eigenem Bad ausgestattet. Wer Luxus sucht, wird hier nicht fündig, aber wir haben alles, was wir brauchen.
Sobald die Etagenbetten verteilt sind, zieht es uns ans Meer. Dafür müssen wir nicht weit laufen, wir haben es quasi vor der Haustür. Die Nordsee ist zwar gerade nicht da, aber das Watt ist für uns als Ostsee-Erprobte viel spannender, das haben wir schließlich nicht jeden Tag.
Zurück in der Jugendherberge, sehen wir uns genauer um. Die Kinder haben noch Energie für Basketball und Tischtennis. Am Kicker verlieren die Eltern haushoch und wechseln von der Spielhalle in die Lobby. Getränke gibt es an der Rezeption, für die Eltern auch etwas Richtiges. Beim Karten spielen wendet sich das Blatt und wir können unsere Niederlage beim Kickern ausgleichen.
Erst als wir schlafen gehen, fragt die Tochter, wo der Fernseher ist. Schön, das sie ihn bislang nicht vermisst hat (und ich verrate ihr auch nicht, dass es einen TV-Raum gibt).
Am nächsten Morgen schaue ich mich beim Frühstück um. Da gerade Ferien sind, verwundert es nicht, dass überwiegend Familien hier sind. Wer Anschluss sucht, findet ihn ganz sicher, es sind Kinder in allen Altersgruppen da.
Das Frühstücksangebot ist beachtlich. Mit dem großen und abwechslungsreichen Buffett werden Kinder und Eltern glücklich. Frisches Obst und Gemüse sind genauso da wie der beliebte Schokoaufstrich.
Wenn Ihr in einer JH übernachtet, ist das Frühstück immer inklusive. Ihr könnt auch Vollpension wählen, dann bekommt Ihr ein ordentliches Lunchpaket und abends stehen eine warme oder kalte Mahlzeit zur Auswahl.
Richtig cool finden wir die Idee, dass jeder seinen Platz poliert und gewienert verlässt. Dafür stehen Wassereimer und Schwämme bereit. Für die Kinder ist das kein Problem den Tisch abzuwischen, das kennen sie aus der Schule und Feriencamps.
Rund um die Jugendherberge Cuxhaven
Neben den Angeboten in der Jugendherberge ist die Lage in Cuxhaven ein riesiges Plus. Zum fünf Kilometer langen Strand laufen wir nur drei Minuten. Strand, Watt, Meer, was will man mehr? Fahrrad fahren, durchs Watt wandern, Kite surfen, zu den Seehundbänken oder nach Helgoland schippern oder mit dem Pferdewagen zur Insel Neuwerk zuckeln. Unsere Tage waren gut gefüllt, dazu gibt es in Kürze noch einen extra Blogpost.
Viel zu schnell vergeht die Zeit und wir müssen uns von Cuxhaven verabschieden. Das tun wir mit einer Schiffstour durch den Hafen und zu den Seehundbänken. Dann gehts weiter nach Otterndorf.
Jugendherberge Otterndorf
Wir kommen am frühen Nachmittag an und werden auch hier ausgesprochen freundlich empfangen. Die Jugendherberge ist nicht so modern wie in Cuxhaven, aber das Haus ist eine norddeutsche Schönheit mit ganz viel Grün und Platz drumherum.
Nachdem wir alles geklärt, das Zimmer geentert und Taschen abgestellt haben, sehen wir uns das schnucklige Städtchen an. Der Viermal Fernweh-Vater ist ganz happy, Otterndorf ist Partnerstadt seines Heimatortes.
Zurück in der Jugendherberge toben sich die Kinder auf dem Boltzplatz und an den Klettergerüsten aus. Ich sehe mich genauer um und entdecke einen Grillplatz, eine Spielscheune, Tischtennis, Kicker, eine Spielecke für Kleine und einen TV-Raum, in den sich später die Jungs schleichen, um das DFB-Pokalspiel zu gucken.
In der Jugendherberge sind mindestens ein oder zwei Schulklassen zu Gast. Wie sich das anfühlt bzw. anhört, können wir beim Abendessen testen. Ich bin etwas lärmempfindlich, aber das ist ganz ok. Familien und Jugendgruppen essen und schlafen in getrennten Bereichen. Und wenn wir schon beim Essen sind, das ist abends genauso großartig wie das Frühstück.
Ich weiß zwar nicht, ob alle Jugendherbergen so fantastisch gelegen sind, die in Otterndorf ist direkt am Elbdeich und wir lassen den Tag und auch unseren Kurzurlaub ausklingen, mit Schiffe gucken und diesem sensationellen Sonnenuntergang.
Nach vier Tagen in zwei Jugendherbergen kommen hier vier Meinungen und unser Fazit als Familie:
Der Sohn: Die Nähe zur Nordsee in Cuxhaven, das Essen und die Sportmöglichkeiten in beiden Jugendherbergen sind meine Top-Favoriten.
Der Vater: Das Preis-/Leistungsverhältnis ist sehr gut, super Essen und der Gemeinschaftsgedanke gefällt mir. Jeder beteiligt sich und hinterlässt z.B. seinen Essenplatz sauber, zieht die Betten selbst ab und entsorgt seinen Müll.
Die Mutter: Durchdachtes Familienkonzept mit allem drum und dran, die getrennten Bereiche für Jugendgruppen und Familien, die Sauberkeit + das unglaublich herzliche Personal (in beiden Jugendherbergen) und die Themen Nachhaltigkeit + Umweltschutz, die einen großen Stellenwert haben.
Die Tochter: Sie war die eigentliche Skeptikerin, in ihrer Vorstellung war Jugendherberge = laute Jugendliche. Vor dem Urlaub fragte sie mich, warum wir nicht einfach ins Hotel fahren. Nach dem Urlaub wollte sie wissen, warum die Häuser Jugendherberge und nicht Hotel heißen ( ist doch das Gleiche).
Unser Fazit: Ein toller Kurzurlaub an der Nordsee, in den Jugendherbergen haben wir uns rundum wohl gefühlt. Einmal mehr haben wir gesehen, wie wenig Schnickschnack wir brauchen. Ein sauberes Zimmer, ein ordentliches Frühstück und eine schöne Umgebung. Wir kommen gern wieder.
Minuspunkte? Es ist ein bisschen hellhörig und für einen längeren Urlaub würden wir die Frühstückszeiten verlängern. Aber sonst fällt uns nicht wirklich etwas ein.
Infos zum Familienurlaub in Jugendherbergen
Ca. 130 der deutschen Jugendherbergen sind als besonders familienfreundlich zertifiziert und ein großer Teil bietet Programme für Familien an (z.B. Kreativ-Workshops, Segelkurse, Sprachaufenthalte, Outdoorkurse, Intensivklettern …) Hier erfahrt Ihr mehr: Jugendherbergen/Familienurlaub.
Daumen hoch für die Ausstattung: Ob Kinderbett oder -stuhl, Flaschenwärmer, Kindergeschirr, Babyphone, Steckdosensicherung und Windeleimer, es ist alles da, was Familien brauchen.
Voraussetzung für eine Übernachtung in den Jugendherbergen ist eine Mitgliedschaft im Deutschen Jugendherbergswerk. Für Familien beträgt der Jahresbeitrag 22,50 EUR. Mit der Karte habt Ihr Zugang zu 500 Jugendherbergen in Deutschland und 4.000 JH weltweit.
Beantragen könnt Ihr die Mitgliedskarte hier: jugendherberge.de/mitgliedschaft
Preisbeispiel für Cuxhaven: zwei Erwachsene, zwei Kinder zahlen ab 102,00 EUR im Vierbettzimmer inkl. Frühstück und Bettwäsche
(In allen Jugendherbergen sind Kinder bis zwei Jahren kostenlos, bis fünf sind sie ermäßigt.)
Diese beiden Jugendherbergen können wir empfehlen (weil ausprobiert):
Jugendherberge Cuxhaven
Schlensenweg 2
27476 Cuxhaven-Duhnen
jugendherberge-cuxhaven.de
Jugendherberge Otterndorf
Schleusenstraße 147
21762 Otterndorf
jugendherberge-otterndorf.de
Habt Ihr Lust auf weitere Erfahrungsberichte? Dann hier entlang:
- Cluburlaub in der Jugendherberge Neuharlingersiel bei den Travelistos
- family4travel nimmt Euch mit in die JH nach Borkum
- unterwegsmitkind hat die JH auf Sylt getestet und in Friedrichstadt
- Die Nordspezialisten von in der Nähe bleiben waren auf Wangerooge
Offenlegung: Ich wurde für meinen Recherche-Aufenthalt vom Deutschen Jugendherbergswerk eingeladen. Herzlichen Dank dafür. Wie immer, beeinflusst das meine Meinung nicht.
Danke für diesen Beitrag. Die meisten empfehlen schicke (und leider teure) Hotels, die sich kaum jemand leisten kann und schon gar nicht in den Ferien. Dein Tipp, bei den Jugendherbergen zu gucken, ist für mich hilfreich, darauf wäre ich nicht gekommen. LG
Liebe Ines, das habe ich supergern gelesen. Wir waren mal in der Jugendherberge auf Wangeroge – und das hat uns auch wahnsinnig gut gefallen: https://www.indernaehebleiben.de/die-entdeckung-der-einfachheit-auf-wangerooge/. Allein das Gebäude war so besonders. Da hätte es gar kein Hotel mit aufnehmen können. Mir ist schon immer aufgefallen, dass Jugendherbergen oft an den tollsten Plätzen liegen. Das ist also nicht nur in Otterndorf so. Vielen Dank für den tollen Beitrag. (Sehr lang. War nicht etwas mit Deinem Arm? Oder Hand? Wieder gut? Hoffe ich. Ansonsten, dass es immer besser wird). Und liebe Grüße, Stefanie
Ganz lieben Dank Stefanie. Deinen Link habe ich gleich nach oben in die Empfehlungen gepackt. 🙂
Und danke der Nachfrage, mir geht es inzwischen viel besser, die OP ist gut gelaufen. Liebe Grüße in den schönen Norden. Ines
Liebe Ines,
deine Erfahrungen in den beiden Häusern bestätigen meine guten Erfahrungen mit Jugendherbergen. Lena scheint zumindest kulinarisch nicht immer Glück gehabt zu haben. Das ist bei uns bisher deutlich besser gelaufen, und wir waren ja schon in einigen Jugendherbergen, und fahren da auch immer wieder gern hin. Der Gemeinschaftsgedanke hat mich – gerade beim Alleinreisen mit Kind – überzeugt und die Angebote für Familien weiß ich wirklich sehr zu schätzen.
Liebe Grüße
Angela
Vielen lieben Dank Gela. Der Gemeinschaftsgedanke und das Miteinander haben mir auch besonders gut gefallen. Wir werden bestimmt noch die eine oder andere Jugendherberge ausprobieren.
Liebe Grüße, Ines
Schöner Artikel! 🙂 Wir waren übrigens auch mit dem DJH Nordost unterwegs in der JH Niebüll: https://mobilista.eu/1786/unterwegs-im-hohen-norden-inseln-daenemark-und-klettergarten/ – hat uns auch wirklich gut gefallen!
Vielen Dank, ich freue mich, dass es so viele positive Erfahrungen gibt.
Herzliche Grüße, Ines
Wir sind ja schon lange Fans der Jugendherbergen – wobei mir das skandinavische und auch britische Konzept immer noch besser gefällt, denn da hat man immer eine Selbstversorgerküche dabei, was die Reisekosten als Familie noch mal drückt. Dass man in den deutschen Jugendherbergen VP buchen kann, finde ich prinzipiell super, denn dann hat man einfach krass viel mehr vom Urlaubstag – aber es ist unserer Erfahrung nach ja schon eher „Kantinenessen“, keine kulinarische Offenbarung (wobei es das auch nicht ist, wenn wir selber kochen…). Wenn man vergleicht, ist manchmal ein Hotel tatsächlich günstiger als die Jugendherberge (wenn man ein Familien-Special erwischt). Trotzdem wählen wir meist lieber die Jugendherberge, weil mir dort der Gemeinschaftsgedanke so gefällt und auch viel Wert auf Nachhaltigkeit gelegt wird. Und – großer Pluspunkt in meinen Augen – es gibt keinen lästigen Zimmerservice, der ständig das Handtuch vor der Dusche tauscht, weil man vergessen hat, es hoch zu hängen…
Und das Haus in Otterndorf sieht ja wirklich hübsch aus!
Liebe Lena, vielen Dank für Deinen Kommentar. Ihr seid ja JH-Profis, deshalb habe ich Euch auch verlinkt. Es gibt in den Jugendherbergen bei Ausstattung und Essen große Unterschiede. Aber das Essen hat uns sehr überrascht, das fand ich um Läääääängen besser als Kantinenessen.
Anfangs habe ich mich übrigens auch gefragt, wo die Selbstversorgerküche ist, die wir aus Skandinavien gewohnt sind.
Liebe Grüße, Ines
Danke liebe Ines für den Einblick. Als ich selbst noch Kind war, sind wir oft mit anderen in Jugendherbergen gewesen, aber bisweilen davon abgekommen. Ich werde sich wieder in meine Liste für mögliche Unterkünfte aufnehmen! LG Ulrike
Ich war auch erstaunt, wie sich die Jugendherbergen gewandelt haben. Ich schließe sie auf jeden Fall jetzt immer in meine Unterkunftssuche mit ein.
Liebe Grüße, Ines