Was schenkt man seinen Eltern oder Freunden? Noch einen Staubfänger oder Gutschein? Wenn sie jenseits der 30 sind, dann haben sie im Normalfall alles, was sie brauchen. Für mich sind gemeinsame Zeit und Erlebnisse wertvoll geworden. Auf der Suche nach einem passenden Geschenk bin ich auf die kulinarische Stadtführung in Berlin gekommen.
Derzeit gibt es in Berlin sechs Kulinarische Touren und eine in Potsdam. Wir haben uns für die Schöneberg-Tour entschieden.
Treffpunkt ist das „Goya“ am U-Bahnhof Nollendorfplatz, das ich noch als Metropol kenne und früher auf meinem Arbeitsweg lag. Wir sind überpünktlich, nach und nach gesellen sich die Stadtführerin und weitere Gäste zu uns. Um 11.30 Uhr geht es los, wir sind ein überschaubares Grüppchen von neun Personen.
Über die Maaßenstraße und den Winterfeldplatz gehen wir zur ersten Verkostung – Der Hot Dog Laden – in der Goltzstraße. Hier geht es um die Wurst und zwar nur um die beste. Für die zehn verschieden Hot Dog-Varianten wird ausschließlich Neuland-Ware verwendet. Eine vegetarische Sojawurst ist ebenfalls im Angebot. Ich merke mir den Laden vor, hier muss ich mit den Kindern nochmal herkommen, denn Hot Dog geht immer.
Kulinarisch verlassen wir die dänische Hot Dog-Küche und wenden uns Richtung Mexico. Die Berlin Burrito Company bietet im coolen Ambiente Tortillas, Quesedillas und natürlich Burritos, die ein echter Schmackofatz sind.
Falls jetzt der Eindruck entsteht, dass wir nur mit dicken Backen durch Schöneberg laufen, muss ich das gleich richtig stellen. Wir stoppen immer wieder, denn die Straßen, Häuser und Plätze sind voller spannender Geschichten. Wer weiß schon, dass der U-Bahnhof Nollendorfplatz einst stillgelegt war und die leeren U-Bahnwagen oben auf dem Bahnsteig als Trödelmarkt umfunktioniert wurden. Die Architektur rund um den Winterfeldplatz ist so unterschiedlich und bunt wie der Stadtbezirk selbst.
Wir laufen weiter und stehen plötzlich vor dem Pikilia, einem kleinen Stück Griechenland in der Goltzstraße 5. Hier habe ich doch gerade letzten Sommer gesessen und Frappé getrunken. Freu.
Das Olivenöl, das im Feinkostladen Pikilia verkauft wird, hat den Ruf, das beste der Stadt zu sein. Es kommt von den Peloponnes aus der Gegend von Kalamata. Die Oliven werden noch von Hand gepflückt. Ernte und Verarbeitung werden von der Familie persönlich überwacht. Wer seine eigene Flasche mitbringt, der kann sich die entsprechende Menge des „griechischen Goldes“ selbst zapfen.
Wir probieren Olivenöl, kleine Brote mit Tzatziki und Taramasalata, alles poli nostimo (gr. sehr lecker), aber der griechische Joghurt mit Honig schlägt alles.
Eine Tür weiter geht es zum geografischen und kulinarischen Nachbarn, der Türkei. Das Levante – Haus orientalischer Köstlichkeiten hat eine großen Auswahl frischer Gözleme, die wir mit einer Zucchini-Schafskäsefüllung probieren. Alles in der Auslage sieht lecker aus, aber so langsam frage ich mich, wo ich die nächsten Kostproben noch hin essen soll.
Erinnert Ihr Euch noch an den Film Chocolat mit Juliette Binoche, die mit ihren Schokoladenkreationen alle in Verzückung brachte? In Estrellas Chocolaterie kann Euch das auch passieren. Hier wird alles von Hand mit viel Liebe gerührt, geschüttelt und gestrichen. Die Schokoladenkünstlerin selbst war zwar nicht anwesend, dafür ihr charmanter Vater, der uns einen Einblick in die geheime Welt der Schokoladenkreationen mit all ihren Zutaten, Gewürzen und Essenzen gewährte.
Weil Kakao an Bäumen wächst, ist Schokolade irgendwie auch Obst.
Als bekennende Schokoholikerin konnte ich den Laden nicht mit leeren Händen verlassen. Die leckeren Schokoladenkreationen gibt es in der Akazienstraße 21.
Bei Garda Pizza in der Crellestraße wird es noch einmal herzhaft. Gut, dass die Portionen nur Kostproben sind, sonst müsste ich aussetzen. Die Pizzastücke mit dem dünnen Boden finden kaum noch Platz zwischen Pralinen, Mezedes, Hot Dog und Burrito.
Die Zeit ist verflogen und plötzlich sind wir schon im letzten Café angekommen. Wer noch kann, der probiert die Leipziger Lerche im Café Linds. Ich kann zwar nicht mehr, esse sie trotzdem. Zu verlockend, dieses Kuchenstück aus Mürbeteig, Mandeln und Nüssen.
Fazit der Tour:
Sehr lohnenswert und für Berlin-Besucher ebenso zu empfehlen wie für Berliner. Die Mischung aus Kulinarik und Kultur ist optimal, genau wie die Länge der Tour und die ausgewählten Läden. Die Beschenkte (in diesem Fall meine Mutter) war sehr begeistert. Nicht nur von den leckeren Kostproben, sondern auch den vielen kleinen und großen Anekdoten zum Kiez und den Locations.
Inzwischen habe ich die Gutscheine von eat the world schon öfter verschenkt, immer zur Freude der Empfänger.
Infos zum Kulinarischen Stadtrundgang
Anbieter:
eat-the-world GmbH
Am Sudhaus 2
12053 Berlin
eat-the-world.com
Preise: Erwachsene 33,00 EUR, Kinder bis 12 Jahre 16,50 EUR
Dauer: ca. drei Stunden
Aktuell gibt es in Berlin Touren durch Kreuzberg, Schöneberg, Charlottenburg, Neukölln, Friedrichshain und Prenzlauer Berg. Deutschlandweit sind es schon 20 Städte, die Du auf diese Weise kennenlernen kannst.
Tipp: An bequeme Schuhe und wettertaugliche Kleidung denke (wir waren die meiste Zeit draußen und haben oft im Stehen gegessen).
Kindertauglichkeit
Für größere Kinder eignet sich die Tour auf jeden Fall, für Buggy-Fahrer auch. Nur für Knirpse dazwischen kann es mit kurzen Beinen anstrengend werden. Drei Stunden (zu Fuß) dauert der Stadtrundgang inklusive Kostproben und Erklärungspausen.
Dies war schon mein zweiter kulinarischer Stadtrundgang mit eat the world und auch die Kreuzberg-Tour war super, blieb bislang aber unverbloggt. Britta von Looping hat sich mit ihrer Tochter ebenfalls durch Kreuzberg gefuttert. Ob es ihr auch so gut gefallen hat, das kannst du hier nachlesen.
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Eine kulinarische Stadtführung ist in der Tat eine sehr gute Geschenkidee. Ich wollte selbst auch schon immer mal eine machen, habe es aber leider noch nicht geschafft. Schön, dass die Tour sich sowohl für Touristen als auch Berliner lohnt, dann kann ich sie meiner besten Freundin schenken, wenn sie mich das nächste mal aus Baden-Württemberg besuchen kommt.
[…] So schmeckt Berlin | ein kulinarischer Geschenktipp […]
Obwohl Du Dich quer durch meinen alten Kiez schnabuliert hast, kannte ich die Hälfte der von euch probierten Lokalitäten nicht (mehr?). Muss unbedingt ganz bald mal wieder nach Schöneberg!
Die Stadt ist einfach zu groß, um sich regelmäßig durch alle Läden zu futtern. 🙂 Guten Appetit bei der kulinarischen Rückkehr. Liebe Grüße, Ines
[…] Berlin neu erleben | Kulinarische Stadtführung durch die Berliner Bezirke […]
[…] So schmeckt Berlin | ein kulinarischer Geschenktipp […]
Das hört sich super an! Ich habe meinen Eltern zu Weihnachten eine kulinarische Stadtführung durch Düsseldorf geschenkt. Mal sehen, was sie so erzählen… Ich merke mir das auf jeden Fall für unseren Berlinbesuch im Sommer. Danke!
Super, dann schreib doch mal, wie es Deinen Eltern gefallen hat. Nach zwei Berlin-Touren werde ich es sicher auch mal anderswo probieren. LG, Ines
Weil es sich so lecker liest, wäre es schön, gleich noch ne Runde von Dir zu lesen… 😉
Oh vielen Dank, der nächste Blogpost ist in Arbeit. LG, Ines
Mir läuft das Wasser im Mund zusammen… das wäre auch was für uns, vielleicht beim nächsten Berlinbesuch. Vielen Dank für den Tipp und LG in die Hauptstadt.
Hartmut
Danke Hartmut :-). Für das Alter Eurer Kinder ist die Tour auf jeden Fall geeignet. Varma hälsningar till sverige, Ines
Nicht zu fassen, du setzt den Artikel rein, während wir zur selben Zeit gerade durch die Maaßen- und Winterfeldtstraße schlendern, mit dem Ziel: bei einem der (angeblich) besten Italiener der Stadt einzukehren! Und ich erzähle davon, dass du die Gegend hier kulinarisch ganz gut kennst :-). Volltreffer! Aber du kennst sie noch viel besser, als ich dachte, super Empfehlungen, danke. Auf dem Weg habe ich auch noch ne andere schnuckelige griech.Taverne gesehen, da könnten wir mal zusammen stranden. Der Italiener war übrigens Klasse und danach gabs noch nen coolen Drink in einer nahen, versteckten Bar, wir hatten also nen schönen Abend und können über Schöneberg mitschwärmen. Allzeit kali orexi:-), deine drea
Na dann schlemmen wir demnächst mal zusammen durch Schöneberg. Freu mich auf den Griechen. Kali nichta ke filakia. Ines
kann ich bestätigen, die Tour war super.Es gab sehr viel Wissenswertes, v.a. zu einigen besonders geschichtsträchtigen Häusern. Und nicht zu vergessen die Schlemmereien, ich war wirklich pappensatt, ganz toll. LG
🙂 🙂 🙂 Danke und liebe Grüße. Ines