Krachend donnern riesige Wellen gegen die Felsen. Die Gischt schäumt und spritzt meterhoch. Kaum haben sich die Schaumkronen aufgelöst, da bäumt sich das Meer wieder auf. Naturgewalt pur in Hermanus. Der kleine Ort ist eine Schönheit am Atlantik. Die Küste ist wild, die Felsen sind gewaltig und das Meer tobt (zumindest heute). Hermanus ist mir auf Anhieb sympathisch – überschaubar und gemütlich. Sie wird als Metropole der Walbeobachtung bezeichnet oder Walhauptstadt. Wo sind denn die vielen Wale, die es jedes Jahr ab Ende Juni in die Walker Bay zieht? Ich stehe hier und warte auf die Meeresriesen, aber nichts passiert.
Wir kommen am späten Nachmittag in Hermanus an. Die Strecke von Oudtshoorn bis an die Küste zog sich länger als erwartet. Wir checken noch schnell in unser Apartment ein, das wir heute vom Frühstückstisch aus gebucht haben, und steuern sofort die Küste mit dem Walaussichtspunkt an. Heute haben wir kein Glück, kein Wal weit und breit. Es fängt an zu dämmern und wir verschieben das Whale Watching auf den nächsten Tag.
Wir beginnen unseren zweiten Tag in Hermanus wieder an den Felsen. Immer noch keine Wale in Sicht. Plan B, wir fahren zum Büro der Southern Right Charters, um eine Whale Watching-Bootstour zu buchen. „So sorry“, sagt die Lady hinterm Tresen. Leider fahren heute und morgen keine Boote, es ist zu stürmisch. 🙁 Ok, shit happens, für`s Wetter kann keiner was und toll sind die riesigen Wellen ja auch. Also Plan C? Haben wir nicht.
Ob mit oder ohne Wale, Hermanus ist ein liebenswerter Ort mit vielen Cafés und Restaurants, kleinen Geschäften und einem fantastischen Klippenpfad (Cliff Path). Und genau diesen laufen wir entlang, wenn auch nicht die gesamte Länge von sieben Kilometern. Der Blick über die Bucht mit ihrer zerklüfteten Küste ist fantastisch.
Überall an der Küste treffen wir die possierlichen Klippschliefer. Sie sind in etwa so groß wie ein Murmeltier und so knuffig, dass wir am liebsten die Hand nach ihnen ausstrecken möchten. Glücklicherweise können wir uns beherrschen, denn wir lesen später, dass sie ganz schön bissig und kämpferisch sein können, v.a. wenn sie auf Nahrungssuche sind.
Zurück in Hermanus schlendern wir am Nachmittag noch einmal zum Whale Whatching-Point. Ich nehme das erste Mal bewusst den Mann mit dem Cowboyhut und den Plakaten war, der auf der Bank steht. Erst beim zweiten Hinsehen wird mir klar, dass dies keine Pizzawerbung ist, sondern der berühmte Walschreier von Hermanus. Konzentriert schaut er aufs Meer und ich auf ihn.
Und dann passiert es. Er schreit nicht, sondern bläst in sein Horn, das Signal für Wale in der Bucht. Alle Schaulustigen bringen ihre Kameras in Position und warten auf den richtigen Moment, wenn die Meeressäuger auftauchen, prusten oder gar ihre Schwanzflosse ins Meer schlagen. Jeah, jippi – jetzt haben wir sie doch noch gesehen. Sie schwimmen, platschen und zeigen uns sogar eine tolle Wasserfontaine. Meine Kamera streikt und nach mehreren unglücklichen Versuchen, brauchbare Fotos zu schießen, lege ich sie beiseite und genieße den Moment.
Wir sind mehr als zufrieden, denn bevor wir weiterreisen, zeigen sich die Wale am nächsten Morgen noch einmal in der Walker Bay. Ob mit oder ohne Wale, in Hermanus habe ich mich ein wenig verguckt und wäre gern länger geblieben. Es heißt ja, man sieht sich immer zweimal im Leben … Hoffentlich.
Infos zur Walbeobachtung
Hermanus liegt in der Westcap-Provinz, ca. 120 Kilometer östlich von Kapstadt.
Die Walhauptsaison ist zwischen Ende Juni und Dezember. Dann kommen hunderte Glattwale (und Buckelwale) in die geschützten Buchten der südafrikanischen Küste, um zu kalben und ihre Walbabies aufzuziehen. Die südlichen Glattwale (Southern Rights) können bis zu 16 Meter lang und 60 Tonnen schwer werden.
Walbeobachtung vom Land
In der Walker Bay gibt es viele Beobachtungspunkte. Vor allem in den Orten Hermanus, Gansbaai und De Kellers sind die Wale gut von den Felsen zu sehen. Sie schwimmen oft ganz dicht an die Küste.
Der Walschreier (Whale Crier) von Hermanus steht am Beobachtungspunkt des alten Hafen von Hermanus.
Walbeobachtung vom Boot
Southern Right Charters am New Harbour Hermanus. southernrightcharters.co.za
Die Boote fahren dreimal täglich (bei gutem Wetter) um 09.00, 12.00 und 15.00 Uhr ab New Harbour.
Preise: 700,00 Rand pro Erw. / 300,00 Rand pro Kind (bis 14 Jahre)
Wenn Euch die gutmütigen 😉 Wale nicht wild genug sind, dann findet Ihr in Gaansbai den richtigen Nervenkitzel beim Tauchen mit Haien. Die White Shark Tour nimmt Euch in einem Käfig mit ins Wasser. Die Haie werden dann mit Fischresten angelockt. Ich kann es mir ehrlich gesagt nicht vorstellen und würde mir wohl vor lauter Angst in den Neoprenanzug machen. Mrs. Berry ist da schon mutiger, ihren Erfahrungsbericht könnt ihr hier lesen.
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Vielen Dank für den tollen Bericht. Wir fahren bald mit der ganzen Familie (zwei Erwachsene, zwei Babys, ein Kleinkind) im Rahmen der Elternzeit nach Südafrika. Aktuell planen wir die erste und die letzte Woche in Kapstadt zu verbringen und den Rest der Zeit zu reisen. Hast du zufällig auch gute Tipps für Unterkünfte in Hermanus?
Liebe Svenja, vielen Dank. Wir hatten in Hermanus ein tolles Apartment mit Küche, Grill und drei Schlafzimmern, nur 5 Minuten vom Meer entfernt (Marine Square Luxury Holiday Suites). In der Wintersaison war es ein Schnäppchen, gebucht über das bekannte große Portal. Habt Ihr schon eine Unterkunft für Kapstadt? Ansonsten habe ich einen Tipp im Vorort Hout Bay, absolut familienfreundlich.
Ich wünsche Euch eine tollle Reise und bin gespannt, wie es Euch gefällt. Melde Dich doch nochmal, Du kannst auch gern Eure Erfahrungen und Tipps als Kommentar hinterlassen.
Liebe Grüße, Ines
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[…] Beach besuchen. Wir waren ja gerade bei den Pinguinen am Stony Point (Betty´s Bay) als wir aus Hermanus gekommen sind. Glücklicherweise haben wir uns dafür entschieden, denn der Boulders Beach ist […]
wunderschöne Fotos ,es ist schon ein erhebendes Gefühl ,wenn man die Giganten in Natur erlebt
Vielen Dank :-). Liebe Grüße, Ines