Benvenuto! Mit ausladender Geste heißt uns die Seniora willkommen und noch während wir grazie sagen, haben wir ein Glas Weißwein in der Hand. Perfekt temperiert, köstlich und leicht. Wir sind angekommen in Dolegna del Collio, einem kleinen Ort im Friaul, Italiens bester Weißweinregion.
Erstaunlich, dass Friaul Julisch Venetien hierzulande relativ unbekannt ist, dabei ist die Region so reich an Naturschätzen. Schroffe Bergwelten wechseln sich ab mit sanft hügeligen Weinterrassen, Lagunen und feinsandigen Strände am Meer. Und Friaul ist vor allem eines, ein Paradies für Genießer. Jetzt fragt Ihr Euch sicher, ob wir da als Familie richtig sind. Aber ja, natürlich, denn die Viermal Fernweh-Kinder haben es sich ebenfalls ordentlich schmecken lassen und die Tage in bella italia genossen.
Venica & Venica Wine Resort
Als hombase für unsere Zeit in Friaul Julisch Venetien haben wir das Weingut Venica & Venica gewählt. Es liegt im Weinanbaugebiet des Collio, was auf italienisch „Hügel“ bedeutet und für die sanfte hügelige Landschaft steht.
So wunderbar wie der Empfang war die komplette Woche, die wir hier verbracht haben. Die Lage inmitten der Weinberge ist idyllisch, der riesige Garten an einem kleinen Flusslauf ist wunderschön angelegt und die Gastgeber sind einfach entzückend. Meine Bedenken, ob wir als Familie hierher passen, haben sich schnell zerstreut.
Wir waren im Venica & Venica goldrichtig. Es geht sehr persönlich zu, Kinder sind herzlich willkommen, der Pool macht diese wiederum glücklich und der Haushund war der beste Freund der Viermal Fernweh-Tochter. Wir haben gern mal einen Vormittag vertrödelt, denn dieses ruhige Weingut verspricht nicht nur Erholung pur, sondern hält sie auch.
Die Versuchung ist übrigens ziemlich groß, sich jederzeit dem köstlichen Traubensaft hinzugeben. Überall stehen kleine Kühlschränke, die mit Weinen und alkoholfreien Getränken gefüllt sind (abgerechnet wird auf Vertrauensbasis).
Görz (Gorizia) | die geteilte Stadt
Eigentlich habe ich genug von geteilten Städten, lange genug habe ich selbst in einer gelebt. Einen Abstecher nach Görz, im äußersten Südosten Italiens, wollten wir dennoch unternehmen.
Vielversprechend klingt der Beiname der Stadt „Nizza der Adria“. Ob sie diesem gerecht wird, kann ich nicht beurteilen, ich war noch nie in Nizza. Auf den ersten Blick wirkt Görz spröde, auf den zweiten Blick gemütlich mit viel Grün und einer beeindruckenden Burg. Und wenn ich genau hinschaue, sehe ich eine Stadt mit einer spannenden Geschichte. Einstmals kulturelles und künstlerisches Zentrum, zentral in Europa gelegen und Anziehungspunkt für Adlige und Intelektuelle aus den umliegenden Ländern, versank die Stadt nach 1945 in die Bedeutungslosigkeit. Ein großer Teil Gorizias ging an das heutige Slowenien. Die Stadt wurde geteilt, hinter der Grenze wurde Nova Goricia gegründet.
Gorizia war die letzte geteilte Stadt Europas, im Jahr 2004 wurde sie wiedervereinigt. Daran erinnert der Grenzstein Piazza della Transalpina, wo wir mit einem Fuß in Italien und dem anderen in Slowenien standen.
Erstaunlich fand ich, wie wenig in Gorizia los ist, selbst im Zentrum macht die Stadt auf mich einen recht verlassenen Eindruck.
Der Grenzstein auf der Plaza della Transalpina
Cividale del Friuli | Willkommen im Mittelalter
Die kleine Stadt mit dem sperrigen Namen war einstmals Regierungssitz und gehört heute zum Unesco-Weltkulturerbe. In Cividale sind wir tatsächlich im Mittelalter angekommen. Nicht nur wegen der mittelalterlich geprägten Alstadt, sondern weil wir wirklich mittendrin sind. Wir haben das Glück, in das jährliche Mittelalterfest reinzuplatzen. Die ganze Stadt ist geschmückt, die Bewohner sind kostümiert, das Zentrum hat sich in einen Mittelaltermarkt verwandelt. In Wettkämpfen treten die Stadtteile von Cividale gegen einander an. Ein Wettlauf führt durch die ganze Stadt. Glücklicherweise ist es ein Staffellauf, so dass sich die Läufer abwechseln. Die Armen sind nämlich nicht in Turnschuhen, sondern in mittelalterlichen Lederschühchen unterwegs.
Das Fest findet jedes Jahr im August statt und die Stimmung in der Stadt ist phänomenal. Uns hat es so gut gefallen, dass wir am gleichen Abend noch einmal hingefahren sind.
Udine | die Schöne
Schon klar, ich kann nicht über alle schnuckligen Dörfer und Städtchen schreiben. Nur soviel, ein Besuch in der zweitgrößte Stadt Friaul Julisch Venetiens lohnt sich. Das architektonische Schmuckstück der Stadt ist die Piazza della Libertà mit dem Uhrenturm und einigen schnieken Bauwerken aus der Renaissance. Die vielen Cafés und Weinbars hätten wir am liebsten alle ausprobiert. Udine ist einfach ein charmantes Sahneschnittchen.
Grado | Badefreuden auf italienisch
Wenigstens einmal wollen wir auf dieser Reise ans Meer. Es ist zum Greifen nahe. Grado, ein Ferienort an der Adria, ist nur eine Autostunde von uns entfernt.
Es ist heiß in Grado, viel heißer als in Dolegna del Collio und voll. Mit voll meine ich so voll, dass es keinen einzigen freien Parkplatz gibt. Wirklich keinen. Grado liegt auf auf einer Insel und ist nur über einen Damm erreichbar. Natürlich kommen alle mit dem Auto und irgendwann ist der kleine Ort voll. Nachdem wir den Hafen und das kleine Zentrum zig mal abgegrast haben, fahren wir weiter raus zu den Stränden. Auch hier ist alles dicht. Wir sind schon kurz davor, aufzugeben, dann hören wir einen Motor und kurz vor uns tut sich eine Parklücke auf. Glück gehabt, sonst hätten wir Grado wieder verlassen müssen, ohne irgendwas von diesem hübschen Städtchen gesehen zu haben.
Nachdem wir durch die Gassen der Altstadt gestromert sind, bin ich sehr froh, dass wir uns dieses kleine Schmuckstück nicht haben entgehen lassen.
Nach einer leckeren Pastapause geht es endlich an den Strand. Doch so ohne weiteres kommen wir nicht ans Meer. Hier ist alles abgesperrt, der Hauptstrand in Grado ist kostenpflichtig. Pro Person kostet der Eintritt 2,00 EUR für Erwachsene und 1,00 EUR für Kinder (6 – 12 Jahre). Liegen, Schirme und eigene Umkleide könnt Ihr dazu buchen, die Preise richten sich nach Strandreihe, Ausstattung und Tageszeit. Wir waren zu viert mit 25,00 EUR dabei und hatten Alles Inklusive. So richtig überzeugt hat mich das Konzept nicht, da lobe ich mir meine Ostsee, wo ich mein Handtuch abwerfen kann und fertig.
Der breite, feinsandige Strand erinnert mich an Warnemünde, das Wasser dagegen gar nicht. Hier gibt es leider keine Erfrischung, es ist puschig warm. Für die Kinder ist der Strand übrigens perfekt, es geht ganz lange seicht ins Wasser.
Kleiner Tipp am Rande: Fahrt möglichst früh (sehr früh) nach Grado und meidet das Wochenende. Wir waren an einem Wochentag in Grado und hatten am späten Vormittag schon große Probleme, einen Parkplatz zu finden.
Lecker Friaul Julisch Venetien
Ich würde Euch wirklich gern Fotos der kulinarischen Verlockungen zeigen, aber ich kann nur von guten Weinen und leckerem Essen schwärmen. Ich habe gar kein Beweismaterial. Vor lauter Genuss habe ich vergessen, die Kamera rauszuholen. Wenn das kein gutes Zeichen ist? Für alle Leckermäulchen ist die Gegend auf jeden Fall eine Entdeckung.
Spezialitäten sind z.B. der milde Schinken aus San Daniele del Friuli und der herzhafte Schinken aus Sauris. Es gibt viel Fleisch und Käse, das Essen ist eher deftig, ländlich, mediterran und verdammt lecker. Caramelle ripiene di formaggio e pere – Teigtaschen mit Käse und Birne gefüllt, Jota, eine Suppe aus roten Bohnen oder Polenta sind einige der Spezialitäten aus dem Friaul. Am Meer gibt es selbstredend frischen Fisch, Muscheln und Meeresfrüchte. Und nicht zu vergessen, aus der Gegend kommen einige der besten Weißweine Italiens.
So richtig Appetit könnt Ihr Euch bei Anja auf dem Blog travelontoast holen.
Kennt Ihr Friaul Julisch Venetien oder wart Ihr schon einmal dort? Wenn ja, was würdet Ihr empfehlen? Also ich muss dort dringend noch einmal hin, Triest ansehen, durch die Julischen Alpen kraxeln und noch den einen oder anderen köstlichen Weißwein probieren.
Friaul Julisch Venetien | Hinkommen
Friaul Julisch Venetien liegt im Nordosten Italiens, zwischen den Julischen Alpen und dem Adriatischen Meer. Die Region grenzt an Österreich und Slowenien.
Mit dem Auto: Über die Autobahn A22/E66, wenn Ihr aus der Richtung Innsbruck kommt und von Salzburg über die A10/A2. Die Fahrzeit von Salzburg bis Udine beträgt ca. 3,5 Stunden. Von München sind es keine fünf Stunden.
Mit der Bahn: Der Autozug von Deutschland nach Triest wurde eingestellt. Es gibt noch eine Verbindung von Hamburg nach Verona. Fahrzeit Verona – Udine ca. 2,5 Stunden.
Mit dem Flieger: Direktflüge gibt es mit Lufthansa von München und Frankfurt nach Triest.
Friaul Julisch Venetien war die dritte Station unseres Sommerroadtrips durch Tschechien, Italien und Österreich. Die Route findest Du hier. Die Artikel der einzelnen Stationen folgen nach und nach.
Transparenzhinweis: Diese Reise haben wir selbst finanziert. Alle Orte, Hotels usw., die ich hier nenne, sind meine persönliche Empfehlung und keine kommerzielle Werbung.
Ich möchte im nächsten Jahr gern ein paar Tage am Tagliamento entlang wandern (mit meinem Sohn als idealer Begleiter für solch eine Tour). Leider sind die Anreisetipps in der Regel für die Anreise mit dem Auto gedacht, Flug nach Triest wird auch angeboten. Von München aus müsste es doch möglich sein, über Salzburg nach Friaul zu kommen – oder geht es doch nur über Verona – Udine? Dann vielleicht nach Spilimbergo, zwei oder drei Übernachtungen, und anschließend mit der Bahn über Verona nach Florenz (eine Woche). Zurück von Florenz über die Schweiz nach D. Aber so spezielle Routen muss ich wohl selbst zusammensuchen. Vielleicht finde ich etwas in einem Reiseführer.
Das klingt nach einer spannenden Route und mit der Bahn anzureisen ist bestimmt super. Leider kann ich Dir da keine Tipps geben, da wir mit dem Auto unterwegs waren. Wir waren ja auf einer Rundtour durch Tschechien, Österreich und Italien.
Ich wünsche Dir eine schöne Reise. Viele Grüße, Ines
Hach sind das schöne Fotos. Meine eigentliche Heimat liegt gar nicht so fern. Daher freue ich mich umso mehr, dass du diesen tollen Bericht geschrieben hast.
Liebe Grüße
Julia
Das freut mich, dass es Dir gefällt. Hierzulande ist die Ecke Italiens ja eher weniger bekannt. Viele Grüße nach bella italia. Ines
Eine schöne Gegend, ich war schön öfter in Italien, aber die hatte ich noch nicht auf dem Schirm. Danke für den Tipp, habe ich mir gleich abgespeichert.
VG Ute
Da läuft mir ja das Wasser im Mund zusammen bei den leckeren Wurst-und Käseplatten. Jam, jam. Zu dumm, dass ich geraade schon zu Mittag gegessen habe. Wunderschöne, pitoreske Orte habt ihr da gesehen, ja, das täte mir auch gefallen.
Vielen Dank, die Orte sind wirklich wie aus dem italienischen Bilderbuch.
LG Ines