Es sind Winterferien, nur ohne Winter. Kein Schnee, kein klirrender Frost, keine zugefrorenen Seen. Der Winter, der keiner ist, hat wohl viele von uns genervt und eigentlich war ich fertig mit ihm. Aber die Kinder lieben Schnee und Eis und so haben wir uns auf die Suche nach Winterfreuden in der Nähe Berlins gemacht.
Im letzten Jahr haben wir gute Erfahrungen im Erzgebirge gemacht, dieses Mal sind wir einem Tipp von Freunden gefolgt und ins Riesengebirge gefahren. Da wir die tschechische Seite schon kennen, haben wir uns für den polnischen Teil entschieden.
In nur vier Stunden sind wir von Berlin im Riesengebirge. Die wichtigsten Wintersportorte sind Szklarska Poreba (auf Deutsch Schreiberhau) und Karpacz. Der höchste Berg ist die Schneekoppe mit 1.600 Metern. Nur knapp ein Drittel des Riesengebirges befindet sich in Polen.
Unser Hotel liegt im Tal, in Jelenia Góra, von dort ist das Skigebiet in Szklarska Poreba für uns am dichtesten. Mit dem Auto sind es nur 20 Minuten Fahrt.
Als wir das erste Mal durch Szklarska Poreba fahren, sind wir überrascht und begeistert. Hier gibt es alles, was das Wintersportherz begehrt, auch Schnee. Zwar nicht viel, aber die Pisten sind weiß.
Das Skigebiet Szklarska Poreba
Abfahrtsläufer finden verschiedene Pisten (blau, rot und schwarz) mit einer Gesamtlänge von 15 Kilometern. Die schwarze Piste ist die sogenannte FIS-Strecke mit einem Neigungsgrad bis zu 50 Prozent.
An den Hängen stehen Schneekanonen, die Schneesicherheit garantieren. Einige Pisten sind beleuchtet und Abfahrten bis 22:00 Uhr möglich.
Überall im Ort gibt es Skiverleihe und Skischulen mit Schleppliften, konzentriert sind diese an der Talstation zu finden. Mit einem Snowboard-Lehrer haben wir erst in der dritten Schule Glück. Die Viermal Fernweh-Kinder sind happy. Damian ist ein netter Typ und da er kein Deutsch spricht, können sie gleich ihre Englisch-Kenntnisse auffrischen.
Winterwandern im Nationalpark Karkonoski Park Narodowy
Mein Herzensmann und ich haben keine Lust, uns in Skistiefel zu quetschen. An den Skipass-Kassen stehen lange Schlangen.
Wir entscheiden uns für Winterfreuden abseits der Piste. Von Szklarska Poreba führen zwei Wanderwege zum Zackenfall, dem höchsten Wasserfall des polnischen Riesengebirges. Eine Tour beginnt an der Talstation, die andere in der Stadtmitte.
Wir übergeben die Viermal Fernweh-Kinder an den Snowboardlehrer und starten an der Talstation. Der Weg führt durch den Wald und wir erleben eine herrliche Winterlandschaft. Genau so muss es sein. Der Schnee knirscht unter den Schuhen, die Bäume sind mit einer Puderzuckerschicht bedeckt. Es ist eisig kalt, mir allerdings nicht, denn es geht steil bergauf und der Weg ist an vielen Stellen vereist. Der Schnee dämpft die Geräusche des Waldes, nur das Schmatzen eines Hirsches ist plötzlich zu hören. Er lässt sich von uns nicht stören, behält uns aber im Auge.
Nach gut 40 Minuten sind wir da. Wer in die Klamm hinunter steigen möchte, zahlt einen bescheidenen Eintritt von 6,00 Zloty pro Person, ungefähr 1,45 Euro. Dafür gibt es Helme, damit uns von den senkrechten Felswänden der Schlucht nicht ein Brocken auf den Kopf fällt. Über schmale Stahlstiegen gehen oder eiern wir abwärts. Auch hier ist es ziemlich rutschig.
Das Wasser fließt normalerweise kaskadenartig aus 27 Metern Höhe. Heute ist es gefroren. Ein wirklich irres Bild und ein bisschen fühle ich mich wie Fräulein Smilla in ihrer Eishöhle.
Wir verlassen die Schlucht und wärmen uns in der urigen Gipfel-Hütte auf. Hier erwartet uns sowas wie Aprés Ski auf polnisch. Wir schunkeln eine Runde und lassen uns den Glühwein schmecken, bevor wir den Rückweg antreten.
Und sonst so?
Im Riesengebirge lassen sich noch allerlei Winterfreuden erleben. Langlaufmekka mit rund 100 Kilometer gespurten Loipen ist das acht Kilometer entfernte Jakuszyce (Jakobsthal). Von Szklarska Poreba sind es mit der Bahn nur zwei Stationen. Mit dem Auto braucht Ihr 15 Minuten.
Rodeln, Winter- und Schneeschuhwandern werden groß geschrieben. Landschaftlich sind für mich die beiden Wasserfälle herausragend.
Der kleine Bruder des Zackelfalls ist der 13 Meter hohe Kochelfall, zweitgrößter Wasserfall im Riesengebirge. Hier war es etwas voller, weil dieser nahe an der Hauptstraße am Ortseingang liegt und mühelos für Jedermann erreichbar ist.
Ihr könnt von einem Wasserfall zum anderen laufen, die Wanderung dauert ungefähr 1,5 Stunden.
Ganz in der Nähe von Szklarska Poreba liegt die Kristallglashütte Julia in Piechowice (Petersdorf). Hier wird seit über 100 Jahren Glas geschliffen und geformt. Die Glashütte ist täglich geöffnet. In die Produktionsräume kommt Ihr nur mit einer Führung, die ca. 45 Minuten dauert.
Jelenia Góra (Hirschberg) ist übrigens eine sehenswerte Stadt, jedenfalls das Zentrum mit der Fußgängerzone, dem Marktplatz und Bürgerhäusern aus der Barock- und Rokkokozeit. In den gewölbten Laubengängen könnt Ihr den Marktplatz einmal umrunden.
Übernachten
In Szklarska Poreba gibt es Hotels, Ferienwohnungen, Pensionen ohne Ende. Wir haben im 20 Kilometer entfernten Jelenia Góra gewohnt. Diese Gegend wird auch Tal der Schlösser und Gärten genannt, da es über 20 Landsitze, Paläste, Adelssitze und Schlösser mit weitläufigen Parkanlagen gibt. Wir haben uns für das Schloss-Hotel Wojanów entschieden, in erster Linie wegen des Schwimmbades und der Sauna. Das benachbarte, kleinere Schloss Lomnitz fanden wir allerdings noch um einiges charmanter.
Schloss Lomnitz
kleiner Laden nahe des Schlosses Lomnitz
Anfahrt ins Riesengebirge
Vom Berliner Norden waren wir vier Stunden unterwegs. Es gibt zwei Strecken, eine führt über den Grenzübergang Forst, die andere über Görlitz. Ich empfehle Euch die Anreise über Görlitz, da die Autobahn hinter Forst eine ziemliche Holperpiste ist. Und außerdem lohnt sich ein Stopp im schönen Görlitz. Die Stadt ist ein Träumchen und nur eine Stunde von Jelenia Góra (70 Kilometer) entfernt.
Ich muss gestehen, dass ich gar nicht vorhatte, über unseren Kurztrip ins polnische Riesengebirge zu schreiben. Erstaunlicherweise sind es oft die kleinen Reisen, die überraschen und über Instagram und Facebook kamen viele Nachfragen, wo wir genau sind. Also habe ich mir gedacht, ich schreib mal was. Die Kinder waren übrigens richtig happy – mit ihrem Snowboard-Lehrer, den Abfahrten und allem, was wir noch so unternommen haben.
Wart Ihr schon im Riesengebirge? Was macht Ihr so im Winterurlaub? Seid Ihr eher der Typ für die Alpen oder Freunde des kleinen Winterurlaubs? Oder zieht es Euch gar in die Sonne? Ich freue mich auf Eure Kommentare.
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[…] Viermalfernweh: Ein Kurztrip ins Riesengebirge – Winterfreuden abseits der Skipiste […]
Wow, das sind ja coole Bilder. Ich gebe zu, das hätte ich im polnischen Riesengebirge nicht vermutet. Danke für die Tipps. Liebe Grüße, Anne
Ich danke Dir ? liebe Grüße, Ines
Wir waren vor 8 Jahren im Sommer im Riesengebirge (auch auf der polnischen Seite) und es hat uns landschaftlich sehr gut gefallen. Auch unsere Unterkunft (in einem äußerlich wenig einladenden Plattenbau) war überraschend gut. Nur kulinarisch war der Urlaub absolut kein Hit. Aber vielleicht hat sich da auch inzwischen etwas getan…?
Die Küche ist recht deftig, wir haben aber überall leichte und vegetarische Kost gefunden. Ich denke, dass sich im Laufe der letzten Jahre die Karte gewandelt hat. Liebe Grüße, Ines
Wow, das sieht richtig schön aus! Ein toller Tipp, mal abseits der bekannten Wintersportgebieten und teuer ist es bestimmt auch nicht, oder?
Für uns ist es nicht mal die halbe Strecke. Ich vermute, die Preise sind auch die halben ;-).
Liebe Grüße, Ines
Liebe Ines,
dieser Wasserfall ist wirklich der Hammer, aber überhaupt sieht die Landschaft spektakulär aus. Eine befreundete Familie kam auch gerade begeistert aus dem Riesengebirge zurück. Das kommt definitiv mal auf die Liste für die künftigen Winterferien.
Liebe Grüße
Gela
Das ist bestimmt was für Dich als Langlauffan. 🙂 Ich kann mir auch gut vorstellen, dass es im Frühjahr sehr schön zum Wandern ist. Liebe Grüße, Ines