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Soomaa Nationalpark | Moorwanderung mit Kindern

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Kennt Ihr das? Ihr fahrt in ein Land und habt zwei, drei Dinge, die Ihr unbedingt sehen oder tun wollt, die unverzichtbar sind. Mir geht es oft so. In Estland war es eine Wanderung durch die Moorlandschaft. Die war nicht verhandelbar, also ging es mit Kind und Kegel in den Nationalpark Soomaa, der auf estnisch Sumpf- bzw. Moorland bedeutet.

Von unserem Ferienhaus in Pärnu ist es nicht weit. Nach 40 Minuten sind wir in Kõrtsi-Tõramaa am Natur- und Informationszentrum des Nationalparks. Hier bekommen wir Wanderkarten und Routenbeschreibungen. Die Dame an der Info beantwortet freundlich die Fragen aller Wanderer (außer uns sind noch vier Leute unterwegs).

Wir entscheiden uns für zwei Touren, die längenmäßig auch der Wanderlust der Viermal Fernweh-Kinder entgegenkommen.

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Los geht es direkt am Infozentrum. Die ersten zwei Kilometer führen durch den Wald. Über nagelneue Holzstege kommen wir an Biberburgen vorbei, dann lichten sich die Bäume und vor uns breiten sich große Gehölzwiesen aus.

Die Landschaft ist wunderschön, wir haben sie ganz für uns allein. Die vier anderen Wanderer haben sich scheinbar für andere Routen entschieden.

Die Moorwiesen, auf die ich so scharf bin, sind auf dieser Tour nicht dabei. Dafür viele Infoschilder zur Pflanzen- und Tierwelt im Park, ideal als Lehrpfad für Kinder.

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Im Soomaa Nationalpark gibt es fünf Jahreszeiten

Der Soomaa Nationalpark wurde 1993 gegründet, um Estlands größtes Moorgebiet und die Artenvielfalt zu schützen. Im 390 km² großen Park sind über 500 Pflanzenarten und fast 200 Vogelarten heimisch. Hier leben  Biber, Luchse, Fischotter, Elche, Wölfe und Bären, die wir (glücklicherweise) nicht zu Gesicht bekommen haben.

Der Nationalpark ist für seine Überschwemmungen bekannt. Die Flüsse können nach der Schneeschmelze und starkem Regen das Wasser nicht mehr aufnehmen. Große Teile des Parks werden überflutet. Ende März/Anfang April erreicht das Hochwasser den Höhepunkt. Dann kann man nur noch mit dem Boot vorankommen. Da die Überflutungen fast jedes Jahr vorkommen, nennt man diese Zeit Soomaas fünfte Jahreszeit.

Der Riisa-Moorweg, jetzt gehts ins Moor

Die zweite Tour beginnt sieben Kilometer nördlich vom Naturzentrum. Der Zugang ist einfach, da er direkt an der kleinen Straße liegt. Das erste Stück führt durch ein kleines Waldstück, dann breitet sich vor uns die Weite des Moores aus. Ahhh. Genau das wollte ich sehen. So und nicht anders. Die herbstlichen Farben der Sumpflandschaft, die langen Bohlenwege, die blühenden Sträucher, diese Unendlichkeit.

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Wir treffen nur wenige Wanderer. Einmal kommen uns welche entgegen, was doof ist, denn die Stege sind eng. Wir fädeln uns aneinander vorbei. Kaum sind sie außer Sichtweite ist sie wieder da. Diese Ruhe, fast totale Stille, nichtmal einer der vielen Piepmätze rührt sich.

Wir sind natürlich neugierig, ob das auch ein echter Sumpf ist, es sieht ja alles halbwegs fest und bewachsen aus. Wir können nicht anders und müssen den Untergrund auf seine Festigkeit prüfen. Der Viermal Fernweh-Mann drückt einen dicken Stock quasi mit dem kleinen Finger in den Boden. Uaaah, da kommt kurz das Moor-Gruselgefühl meiner Kindheit auf. Wir versuchen, den Boden mit einem Fuß zu testen und er federt wie ein Trampolinboden (ok, nicht ganz so doll, aber ganz schön).

Da bleiben wir lieber auf dem Weg, der an einem Teppich aus Moos, Flechten, Wollgras, Heidelbeersträuchern, Moorteichen, einem Fluss  und einem Aussichtsturm entlangführt.

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Nach gut zwei Stunden sind wir wieder am Ausgangpunkt, genau richtig, bevor im 5-Minuten-Takt gefragt wird, waaaaaan sind wir daaaa?

Der Riisa-Moorweg ist auch für Rollstuhlfahrer und Kinderwagen geeignet, zwar nicht die ganzen fünf Kilometer, aber es gibt noch einen kürzeren Parallelweg, der breiter ist.

Moorwandern mit Kindern klingt wie eine Strafe, dabei ist es wunderschön und einer der Höhepunkte unserer Estland-Reise und das nicht nur für mich.

Tipps & Infos zum Nationalpark Soormaa

Moorwanderung Estland, Nationalpark Soomaa

Der Soomaa Nationalpark liegt im Südwesten Estlands. Von Pärnu zum Naturzentrum sind es ca. 40 Kilometer. Auf dem Weg liegt das Dorf Tori, hier könnt Ihr Euch im kleinen Supermarkt mit dem Nötigsten eindecken (falls Ihr noch Wasser oder Mückenspray braucht).

Die Info des Nationalparks Soomaa ist während der Sommersaison (15.04.-15.09.) täglich von 10:00 bis 18:00 Uhr und während der Wintersaison (16.09.-14.04.) dienstags bis samstags von 10:00 bis 16:00 Uhr geöffnet.

Wandern: Am besten holt Ihr Euch eine Wanderkarte im Infozentrum, dort sind Länge und Landschaft der jeweiligen Routen beschrieben.
Wanderrichtung beachten: Da die Bohlenwege sehr eng sind, schaut Euch die Richtung der Wanderroute an. Gegenverkehr kann ziemlich nervig werden.

Ihr könnt auch direkt durch das Moor wandern. Es gibt die Möglichkeit, eine geführte Moorschuhwanderung zu unternehmen. Die Moorschuhe sehen aus wie Schneeschuhe und funktionieren auch so, Ihr sackt also nicht in den weichen Boden ein. (Und auch das Moor wird nicht beschädigt.) Für die Wanderung braucht Ihr wasserfeste Schuhen, die unter die Moorschuhe gezogen werden.


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12 Kommentare

  1. Das sieht wirklich nach Natur pur aus und man vermeint fast, die Stille zu hören.Allerdings erscheinen mir die Stege fürchterlich schmal,wackeln darf man wohl kaum.

    • Das ging ganz gut auf den Stegen, nur Gegenverkehr ist doof. Liebe Grüße, Ines

  2. „In Estland war es eine Wanderung durch die Moorlandschaft. Die war nicht verhandelbar.“ Herrlich! 🙂 Hast du dir als Blogchefin aber auch verdient!
    Die Moorlandschaft wäre auch was für uns. Da wir sowieso gern nochmal nach Estland möchten, ist dieser Tipp notiert. 🙂
    Die Fotos sind übrigens richtig schön!!
    Liebste Grüße!

    • Merci, liebe Janine. Von Tallinn ist es auch gar nicht so weit nach Pärnu bzw. in den Soomaa Nationalpark. Für Euch Wanderfreunde genau das Richtige.
      Liebste Grüße, Ines

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