So Kinners, da stehen wir nun, ganz oben auf der riesigen Sanddüne der Kurischen Nehrung. In meiner Vorstellung war sie ja schon groß, aber in echt ist sie gigantisch. Tag 1 unserer Reise durch das Baltikum beginnt vielversprechend.
Nun aber langsam und der Reihe nach. Ich fange mal ganz von vorn an. Startpunkt unserer Reise ist Kiel. Hier werden die Anker gelichtet für die Tour nach Litauen, Lettland, Estland und Schweden.
Mit der Fähre von Kiel nach Klaipeda
Die Fähre nach Klaipeda startet am Kieler Ostuferhafen. Der Check In geht ganz fix und als wir an Bord dürfen, wird unser Auto von der Fähre geradezu verschluckt. Tiefer und tiefer fahren wir in den Bauch des Schiffes. Puuhh, das ist ganz schön weit unten. Über schmale Treppen geht es wieder nach oben, da fühle ich mich deutlich wohler. Als wir an der Rezeption unsere Schlüsselkarten bekommen, sind die Kinder aufgeregt. So lange sind sie noch nie mit einem Schiff gefahren und übernachtet haben sie auf hoher See auch noch nie. Ich öffne die Tür, die beiden drängeln sich mit einem lauten „Cool“ in die Kabine und besetzen die oberen Betten.
Dann checken wir erstmal die Lage an Bord. Für die Kleinen gibt es ein Spielzimmer, für die Großen zwei Bars + Restaurants, einen Shop und einen Leseraum. Das Essen kann im Voraus gebucht werden, das ist etwas günstiger. Wer will, der kann auch seine eigene Verpflegung mitbringen und im Selbstbedienungsrestaurant essen.
Der beste Platz ist natürlich an Deck, vor allem bei dem wunderschönen Licht und dem kitschig bunten Sonnenuntergang.
Die 21 Stunden an Bord sind schnell vergangen. Die Investition in eine Kabine hat sich gelohnt, auch wenn sie kein Schnäppchen sind. Wir haben gut geschlafen und sind ausgeruht in Litauen angekommen. Wer hart im Nehmen ist, der kann die Nacht auch im Ruhesessel (Pullmannsitze) verbringen, die wesentlich günstiger sind.
Klaipeda – das Tor nach Litauen
Das erste, was wir von Klaipeda sehen, ist der große Industriehafen. Da kann ich mir nur schwer vorstellen, dass sich hier ein ganz nettes Städtchen verbirgt. Klaipeda ist eine Notlösung, wir wollten auf der Kurischen Nehrung übernachten, aber das war aussichtslos. Kurzfristig haben wir keine bezahlbare Unterkunft gefunden, selbst der Campingplatz war ausgebucht. Dass Klaipeda (früher Memel) ein lohnenswerter Zwischenstopp ist, haben wir bei einem Stadtbummel schnell gemerkt. Die drittgrößte Stadt Litauens hat ein kleines, hübsches Zentrum mit Fachwerk, Holperpflaster, maritimer Stimmung und vielen Restaurants.
Wer sich Litauen auf dem Wasserweg nähert, landet immer in Klaipeda und dem einzigen Seehafen des Landes. Fähren verkehren von Kiel und Karlshamn (Schweden). Die Verbindung ab Sassnitz besteht nicht mehr.
In Klaipeda gibt es zwei Fährterminals zur Kurischen Nehrung. Der Alte Fährhafen liegt mitten in der Stadt, hier verkehrt eine reine Personenfähre. Wer mit dem Auto übersetzt, fährt vom Neuen Fährterminal (Abfahrt im 20 Minuten-Takt). Die Überfahrt dauert nur ein paar Minuten und kostet für vier Personen inklusive Auto 13,00 EUR (hin und zurück).
Die Kurische Nehrung
Die Kurische Nehrung ist einer der Höhepunkte Litauens. Bei einem Blick auf die Landkarte sieht sie wie eine Nadel aus. Die schmale Landzunge ist 98 Kilometer lang, an ihrer schmalsten Stelle misst sie nur 380 Meter. Am breitesten Punkt schafft sie es auf 3,8 Kilometer. Der nördliche Teil gehört zu Litauen, der südliche zur russischen Exklave Kaliningrad.
Die Kurische Nehrung wurde von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt und ist heute ein Nationalpark. Am Parkeingang wird eine Gebühr fällig. Wir haben für unser Auto mit vier Passagieren 20,00 Euro bezahlt.
Wir fahren die schmale Straße in Richtung Süden. Links und rechts Kiefernwälder, dahinter verbergen sich Sandstrände und riesige Dünen. Davon ist bislang noch nichts zu sehen – nur Bäume.
Kurz vor der russischen Grenze liegt Nida, der Hauptort der Nehrung. Die Lage am Haff, bunte Holzhäuser, Bootshafen, Cafés, Souvenirstände mit Bernstein und eine lange Promenade vermitteln Urlaubsstimmung.
Wir steuern direkt das südliche Ende Nidas mit der 52 Meter hohen Parnidis-Düne (Hohe Düne) an. Sie ist fast doppelt so hoch wie die Wanderdüne bei List (Sylt).
Der Weg nach oben führt durch den Wald. Dann stehen wir mitten in der größten Sandkiste des Baltikums, sie erscheint endlos. Die Kinder sind begeistert. Was gibt es Besseres zum Toben, Rennen, Rad schlagen.
Der Blick von der Düne ist genial und reicht vom Haff, zur offenen Meerseite bis ins russische Kaliningrad.
Zurück in Nida, machen wir uns auf zum Thomas-Mann-Haus. Auf dem Weg liegt das Bernsteinmuseum, das klemmen wir uns. Ich habe es nicht so mit Bernsteinen, auch wenn ich diesen kleinen Steinchen vielleicht unrecht tue.
Das Thomas Mann-Haus in Nida
Einer der berühmtesten Sommergäste Nidas war Thomo Manno, so heißt Thomas Mann auf litauisch. Sein Ferienhaus liegt am Ortsrand auf einem Hügel. Heute befindet sich dort ein kleines Museum (Eintritt 2,50 EUR p.P.). Von seinem Arbeitszimmer hatte er einen fantastischen Blick auf das Kurische Haff. Er nannte diesen Ausblick seinen „Italienblick“.
Wir verlassen Nida und das Kurische Haff, wechseln aber nur die Seite. Die Küste zum offenen Meer wollen wir schließlich auch sehen. Wieder geht es durch einen Kiefernwald, ein paar Imbissbuden stehen am Wegesrand, es läuft coole Musik und irgendwie sind hier alle ziemlich gechilled.
Der Strand ist fast menschenleer und das Meer ziemlich aufgewühlt. Mir fallen gleich die tonnenartigen Umkleiden am Strand auf (die blauen Punkte). Super Idee, denn das erleichtert die Umzieherei enorm. Unsere 7jährige wird langsam schamhaft.
Vecekrugas Düne – die ganz Große
Von der Straße ist die Düne wieder nicht zu sehen. Verwunderlich, denn mit 67,5 Metern Höhe ist sie der eigentliche Dünen-Star der Nehrung.
Vom Parkplatz laufen wir, wie immer, erst durch den Wald. Dann wird noch einmal Eintritt fällig (2,00 EUR p.P., Kinder sind frei). Als wir aus dem Wald heraustreten, sind wir in einer anderen Welt. Sand – soweit das Auge reicht – bis zum Himmel.
Auf die Düne laufen wir teilweise über Holzbohlen, an anderen Abschnitten durch den feinen Sand. Die Dünen dürfen nur an bestimmten Stellen betreten werden. Hinweisschilder zeigen, wo es lang geht. Jede Erschütterung bedeutet, dass die Dünen weiter wandern. Fast 15 Dörfer wurden schon vom Sand verschluckt. Die strikte Einhaltung der vorgegebenen Wege und die Bepflanzung an den Dünenrändern soll dies aufhalten.
Bevor es zurück nach Klaipeda zurück geht, stoppen wir ein letztes Mal in Juodkrante. Das Dorf soll ein beliebter Treffpunkt von Hexen und Teufeln sein, so sagt es die Legende. Heute sind sie nur noch als hölzerne Skulpturen auf dem Hexenberg zu sehen.
Die Kurische Nehrung hat nicht nur Saharafeeling zu bieten, sie ist mit ihren liebenswerten Dörfern, menschenleeren Sandstränden und dichten Wäldern eine wahre Naturschönheit. Hier soll es sogar Elche geben. So kann die Reise weitergehen.
„Die Kurische Nehrung ist so merkwürdig, dass man sie eigentlich ebenso gut als Spanien und Italien gesehen haben muss, wenn einem nicht ein wunderbares Bild in der Seele fehlen sollte.“
Wilhelm von Humboldt
Baltikum-Reiseberichte zum Weiterlesen:
- Litauen Teil 2 | am mystischen Berg der Kreuze
- Die Perle des Baltikums | ein perfekter Tag in Riga
- Saaremaa | von Steilküsten, Kratern und einer neuen Liebe
- Soomaa Nationalpark | Moorwanderung mit Kindern
- Tallinn |ein etwas anderer Städtetrip
Mit diesem Beitrag nehme ich an der großen Europa-Blogparade von Christina auf trip to the planet teil. Klickt Euch doch mal rüber, da trefft Ihr auf Beiträge aus ganz Europa. 🙂
[…] Die kurische Nehrung grenzt direkt an Klaipeda an und ist von dort mit einer kleinen Autofähre erreichbar. Sie gilt als eine der touristischen Hauptattraktionen von Litauen. Klar, dass wir uns die schmale Landzunge zwischen Haff und Meer mit der kleinen Stadt Nida (oder Nidden) und der Grenze zur russischen Enklave Kaliningrad (Königsberg) einmal anschauen müssen. Was uns dort erwartet, verraten schon jetzt etliche andere Reiseblogs, etwa Viermal Fernweh. […]
[…] Die Kurische Nehrung | Sahara des Baltikums […]
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Toller Beitrag, da freueich mich auf unsere Baltikumreise im Sommer mit Kind und Kegel gleich ein bisschen mehr!
Wie schön, ich wünsche Euch eine tolle Reise. Liebe Grüße, Ines
Hallo,
wir möchten diesen Sommer mit unseren beiden Kindern ins Baltikum reisen und so auf deinen Beitrag gestoßen. Wo habt ihr denn schließlich nahe der Kurischen Nährung übernachtet und wie lange seid ihr dort gelieben?
Danke für deine Tips! Dies erleichtert die Reiseroutenplanung enorm!
Doreen aus Dresden
Liebe Doreen,
wir waren drei Tage in Litauen und haben in Klaipeda übernachtet. Der Ort ist ganz hübsch und in ein paar Minuten ist man mit der Fähre schon auf der Kurischen Nehrung. Wir haben uns relativ spät um eine Unterkunft gekümmert, da gab es nichts Bezahlbares mehr und auch der einzige Campingplatz war ausgebucht. Euch viel Spaß bei der Reiseplanung. Wir waren vom Baltikum sehr begeistert, aber das hast Du ja vielleicht schon gelesen. 🙂
Liebe Grüße, Ines
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[…] beschreibt in ihrem Artikel den Weg von Kiel nach Litauen bis zur Kuhrischen Nehrung. Die Sahara des Baltikums, die zum UNESCO-Welterbe zählt, ist einer der […]
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[…] Der zweite Trip geht die Küste hinunter nach Litauen; in einer guten Stunde erreicht man Klaipeda, wo man sich meiner Meinung gar nicht lange aufhalten muss, sondern direkt auf die Kurische Nehrung übersetzt. Da finden sich meiner Meinung nach nämlich die besten Strände Litauens. Aktuelle Eindrücke findet Ihr bei Ines, von Viermal Fernweh: Klick. […]
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[…] Klaipeda ging es gleich am nächsten Tag auf die Kurische Nehrung, schon lange eines meiner Wunschziele. Die riesigen Wanderdünen, die zu den größten Europas […]
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[…] Ihr die Höhepunkte Litauens googelt, ploppen unter den Top-Einträgen immer die Kurische Nehrung und der Berg der Kreuze auf. Was da so spannend sein soll, konnte ich mir nicht so richtig […]
Hallo, Ines, was für ein toller Trip, den Ihr da gemacht habt – auf Instagram habe ich schon Feuer gefangen, und jetzt diese Bilder von der Kuhrischen Nehrung, zu der ich schon immer mal wollte… Mal sehen, ob’s irgendwann klappt.
Liebe Grüße,
Maria
Liebe Maria, die Reise war wirklich super. Wir waren sehr gespannt, wie es im Baltikum so aussieht und durchweg begeistert. Ich habe so kurz nach dem Roadtrip große Lust, die vielen Ecken zu sehen, die wir nicht geschafft haben. Die Kurische Nehrung war auf jeden Fall ein gelungener Auftakt. Liebe Grüße, Ines
Die Kuhrische Nehrung steht bei mir auch schon lange auf der Liste. Vielen Dank für diesen tollen Beitrag. Jetzt habe ich zwar Fernweh, aber das war es wert 😀
Liebe Grüße
Christina
Merci Christina, vielleicht hast Du mehr Zeit, es lohnt sich durchaus, ein paar Tage zu bleiben. So viel Natur, Wald, Strände.
Liebe Grüße, Ines
Großartige Bilder, liebe Ines, und knackig kurz gehaltene Beiträge. So – jetzt will ich da auch hin 😉
Lieben Gruß
Angela
Vielen lieben Dank. LG, Ines
Toll geschrieben, super Fotos. Macht Lust das Land kennen zu lernen.
Lieben Gruß
Judith
Vielen Dank Judith 🙂
Liebe Grüße, Ines
Wow. Was für ein schöner lebendiger Beitrag. Das macht Lust auf mehr 🙂
In Estland habe ich mich sowieso verliebt und wenn man es dann noch per Wasser erreichen kann, umso schöner.
Wenn ich könnte würde ich direkt los fahren 🙂
Vielen Dank, liebe Janine 🙂 Nach Estland würde ich auch sofort wieder fahren und gern auch mit Dir ;-). LG