Es ist stockfinster. An der Ecke steht ein Mann, im Mundwinkel eine Zigarette, betont cool schaut er ins Leere. Den Hut hat er tief ins Gesicht gezogen, trotz Dunkelheit trägt er eine Sonnenbrille. Jetzt löst er sich und schlendert lässig in meine Richtung. Mein Gott, er kommt direkt auf mich zu.
„Alles klar Schatz?“ Vor mir steht der Herzensmann und kein Agent. Nach nur wenigen Minuten im Spionagemuseum ist meine Fantasie mit mir durchgegangen. Ich bin schon mittendrin, in der Welt der Agenten, Spione und Geheimdienste.
Das geht hier ziemlich schnell, denn ich stehe in Deutschlands einzigem Museum für Spionage – umgeben von Mata Hari, James Bond und Edward Snowden. Sie sind zwar nicht persönlich hier, aber ihre Geschichten und sogar einige Exponate. Zum Beispiel Requisiten aus den 007-Filmen und echte Agenten-Gadgets des KGB, CIA und aus den Archiven der Stasi. Die obligatorische Schuhabsatz-Wanze ist hier ebenso zu sehen wie ein Gift-Regenschirm, eine BH-Kamera oder eine Lippenstiftpistole.
Alles top secret
Das Museum ist in verschiedene Themenbereiche unterteilt. Los geht es mit der Geschichte der Spionage, die bis in die Antike zurückreicht. Ist es nicht erstaunlich, wie lange sich die Spionage in der Menschheitsgeschichte zurückverfolgen lässt? Schon der Perserkönig Kyros verfügte über ein weitreichendes Agentennetzwerk.
Anschaulich wird das Ganz ja erst, wenn man etwas ausprobieren kann. Wir versuchen eine Geheimnachricht der Antike und ein Zitat von Julius Caesar auf einer Alberti-Scheibe zu entschlüsseln – vergeblich. Die Griechen und Römer waren ganz schön ausgebufft.
Besser klappt es mit dem Morsen. Unsere Morsecodes können wir anschließend ausdrucken und mitnehmen.
Spannend ist der Passwort-Hacker. In Zeiten des Datenklaus können wir mal die Sicherheit unserer Passwörter testen. Die Ergebnisse sind höchst unterschiedlich und Passwort Nummer 1 wurde als Hausaufgabe mitgenommen. Nach PW Nummer 2 braucht ihr mich gar nicht fragen, ich verrate es nicht.
Der Themenbereich Gegenwart und Zukunft befasst sich mit unserem heutigen Leben in Zeiten von Alexa und smart living. Wie gläsern und verletzbar wir sind, zeigt eine Statistik der Zukunft. Besonders gruselig finde ich die sprechende Puppe, durch die das Abhören von Gesprächen aus dem Kinderzimmer möglich ist. Glücklicherweise ist sie inzwischen in Deutschland verboten.
Aus analogen Zeiten stammen das Kryptex und die berühmte Enigma. Sie ist die legendäre Chiffriermaschine, die im zweiten Weltkrieg zur Übermittlung von Nachrichten vom deutschen Militär genutzt wurde.
Chrashkurs für Spione
Ob wir für eine Agentenkarriere geeignet sind, probieren wir an vielen Stationen aus. Beim Lippenlesen bin ich die eindeutige Gewinnerin. Der Herzensmann zeigt sein Talent beim Knacken des Tresors und die Kinder finden erfolgreich die Wanzen. Ein Büro aus den 70ern wurde vom KGB verwanzt. Innerhalb einer Minute müssen alle Wanzen gefunden werden.
Wir versuchen uns noch beim Zusammensetzen von geschredderten Akten und Entschlüsseln von Nachrichten. Beim Lügendetektor müssen wir passen, die Schlange ist einfach zu lang.
Agenten müssen fit sein, deshalb wird jeder potenzielle Kandidat auf seine Fitness getestet. Im Laserparcours geht es um Geschick und Schnelligkeit. Während sich Tom Cruise in Mission Impossible durch ein dichtes Lasergeflecht manövrieren muss, können wir ganz komfortabel die Schwierigkeitsstufe selbst festlegen.
Der sportliche Sohn macht eine gute Agentenfigur und bewegt sich geschmeidig zwischen den Laserstreifen. Auch ich schlüpfe erfolgreich durch die grünen Bänder, doch ich freue mich zu früh. Nur einen Meter vor dem Ziel erwische ich einen Laser und der Alarm geht los. Es macht so viel Spaß, also drehen wir gleich noch eine Runde.
Im Geheimdienst Ihrer Majestät
Er trinkt seinen Wodka Martini am liebsten geschüttelt (nicht gerührt!!) und sein Name ist Bond – James Bond. 007-Fans können in die Welt des Kultagenten eintauchen, ihm ist ein eigener Bereich mit allen Bond-Darstellern und Original-Requisiten aus Casino Royal und Moonraker gewidmet.
Unser Fazit nach über zwei Stunden im Spionagemuseum: Die ganze Familie ist happy, denn schließlich hat jeder sein Steckenpferd gefunden, zig Stationen ausprobiert, Rätsel gelöst oder auch nicht. Trotz der Erkenntnis, dass wir als Geheimagenten eher ungeeignet sind, hat es einen Heidenspaß gemacht, alles Mögliche auszuprobieren.
Das Spionagemuseum Berlin ist ein echtes Hightech-Museum, das alle Altersgruppen anspricht. Ich finde die Einteilung in verschiedene Themenbereiche super. Meine Favoriten sind die Abteilungen Kalter Krieg, 007 und Tiere als Spione. Wie abgefahren, Tiere einzusetzen, oder? Ich würde nie auf die Idee kommen, meine Katze als Spion zu missbrauchen, aber die Nachbarskatzen behalte ich ab jetzt im Auge.
Wie nicht anders zu erwarten, war der Laserparcours das Highlight der Kinder, auch wenn sie von allen anderen Stationen mega begeistert waren. Von uns gibt es für das Spionagemuseum vier Daumen nach oben.
In diesem Sinne Ihr Lieben, habt einen schönen Sonntag. ♥
Infos zum Museum
Deutsches Spionagemuseum Berlin
Leipziger Platz 9
10117 Berlin
deutsches-spionagemuseum.de
Hinkommen
Das Museum liegt unmittelbar an der S- und U-Bahnstation Potsdamer Platz.
Preise
12,00 EUR Erwachsene, 8,00 EUR Kinder (bis 6 Jahren freier Eintritt), Familienticket 35,00 EUR. Einen ermäßigten Eintritt von 08,00 EUR erhalten auch Schüler, Studenten Azubis, Schwerbehinderte und ALG2-Empfänger.
Öffnungszeiten
Das Spionagemuseum ist täglich von 10:00 bis 20:00 Uhr geöffnet.
Altersempfehlung ab 8 Jahre, für den Aufenthalt im Museum könnt Ihr gute zwei Stunden einplanen (mindestens).
Kleine Agenten können hier auch ihren Kindergeburtstag feiern.
Alle Beschreibungen und Medien gibt es in Deutsch und Englisch.
Wenn Ihr Euch für die Welt der echten Spione interessiert, dann habe ich noch einen Tipp für Euch. Schaut Euch die Abhörstation auf dem Berliner Teufelsberg an, hier haben die Alliierten über 30 Jahre die östlichen Nachbarn abgehört.
Berlin-Tipp | Die Abhörstation auf dem Teufelsberg
Transparenzerklärung: Mir wurden Freikarten zur Verfügung gestellt. Herzlichen Dank dafür. Meine Meinung beeinflusst das nicht, denn mit oder ohne Einladung, wir sind vom Spionagemuseum Berlin begeistert.
Wenn Ihr noch mehr Tipps für die Hauptstadt sucht, dann klickt hier in die Berlin-Kategorie.
Wow, das hört sich mega spannend und interessant an. Das muss ich mir für den nächsten Berlin Besuch unbedingt merken! Vielen Dank für den tollen Tipp.
Wie cool, das klingt echt spannend. Danke für den Tipp; wir sind nächste Woche in Berlin und das Museum kommt gleich auf unser Ferienprogramm.
VG. aus Pirna. Ute
Das freut mich sehr. Ich wünsche Euch viel Spaß in Berlin und im Spionagemuseum. Liebe Grüße, Ines
Ist für Kinder und Erwachsene sicher gleichermaßen interessant,wo wird man schon in die geheime Welt der Spionage eingeweiht und kann noch selbst aktiv werden.Ein guter Tipp für Schlechtwettertage.
Vielen lieben Dank und herzliche Grüße. 🙂
Ines