Anfang März war der Frühling da und verschwand so schnell wie er kam. Was bleibt, ist die Sehnsucht nach Wärme, Licht, Farben und ganz viel Zeit draußen in der Natur. Dass der Winter am Wochenende zurück kam, konnte uns nicht von der Wanderung um den Wutzsee abhalten, die wir vor ein paar Tagen in bester Frühlingslaune geplant haben. Die Sonnenbrille wird also wieder ausgepackt und Mütze, Handschuhe und eine Thermosflasche mit Tee kommen in den Rucksack.
Wir starten unsere Wanderung im kleinen Ort Lindow. Der anerkannte Erholungsort liegt im Naturpark Stechlin-Ruppiner Land inmitten der drei Seen Gudelack-, Vielitz- und Wutzsee.
Vom Lindower Marktplatz sind es nur ein paar Meter bis zum See, doch soweit kommen wir gar nicht. Am Café Süße Ecke müssen wir anhalten. Die Auslage ist so mega verführerisch, dass zu unserem Proviant auch noch Foccacia, Zimtschnecken und Apfelplunder in den Rucksack wandern.
Die Schöne Nonne vom Wutzsee
Nun starten wir endlich und kommen von der „Süßen Ecke“ direkt zur Schönen Nonne. Die zwei Meter große Skulptur der Schönen Nonne erinnert mich an die Kleine Meerjungfrau in Kopenhagen. Auch sie steht im Wasser, nahe des Ufers und auch ihre Geschichte wird bis heute weitererzählt:
Die schöne Nonne heißt Amelie. Sie war ein wunderschönes Mädchen aus bestem Hause, die sich in den armen Bauernjungen Jakob verliebte. Doch die Eltern waren gegen diese Beziehung und schickten Amelie ins Kloster. So wurde aus ihr die Schöne Nonne. Aber auch im Kloster konnte sie ihren Liebsten nicht vergessen, wie auch Jakob sie nicht vergessen konnte. Er schabte und kratze so lange an der Klostermauer, bis ein Stein herausbrach und er Amelie befreien konnte. Niemand weiß, was aus den beiden geworden ist. Aber noch immer soll um Mitternacht ein Kratzen und Scharren an der Klostermauer zu hören sein.
Nur ein kleines Stück weiter stören wir die morgendliche Stille der Seebewohner. Sie schnattern aufgeregt und flattern davon.
Winterstille am Wutzsee
Wir lassen die Häuser Lindows hinter uns und müssen uns entscheiden. Zwei Wege führen am See entlang. Der eine direkt entlang des Ufers, der andere oberhalb des Sees durch den Wald. Hier geht es im sonst eher flachen Brandenburg auch schonmal ziemlich bergauf und bergab. Die Wege kreuzen sich immer wieder, so dass wir öfter den Weg und die Perspektive wechseln können.
An der Badestelle „Hechtbogen“ legen wir den ersten Stop ein. Auf dem See liegen noch dünne Eisplatten, die leise knarzen. Unser genüssliches Schmatzen ist sicher lauter, denn die Leckereien aus der Süßen Ecke schmecken großartig.
Geocaching am Wutzsee
Wenn wir unsere Teenager zu einer Wanderung locken wollen, müssen wir uns etwas einfallen lassen. Mit einer einfachen Einladung zum Wandern würden wir nur gelangweilte Gesichter kassieren, die aus vielfältigen Gründen nicht mitkommen können. Geocaching (eine Art moderne Schatzsuche) und Fotowalk klingen da schon ganz anders. Der 16jährige lädt direkt die Akkus seiner Kamera und die Tochter checkt auf ihrer App umgehend, wieviele „Schätze“ in der Gegend versteckt sind.
Am Wutzsee sind wir dreimal auf Schatzsuche gegangen, zweimal erfolgreich inklusive Eintrag ins dazugehörige Logbuch. Falls es ihr noch nie Geocachen wart, probiert es mal aus, es macht echt Spaß. Die Kombination aus draußen sein, suchen und rätseln ist eine tolle Familienaktion.
Wir wandern durch die Elefantenbucht, hier ist es herrlich wild-romantisch. Wir haben über die Hälfte des Rundwanderweges erreicht, markiert von der Baumgartenbrücke, unter der die Verbindung zwischen Wutz- und Huwenowsee fließt.
Auf der anderen Seeseite verändert sich die Landschaft. Der Wald wird lichter und kurz vor dem Kloster Lindow laufen wir nun durch ein Feuchtgebiet bzw. einen Sumpfwald.
Kurz vor dem Kloster Lindow entdecken wir die witzigen Kunstwerke am Ufer. Wer die putzigen Figuren geschaffen hat, konnten wir nicht ausfindig machen.
Nach gut drei Stunden haben wir den See fast umrundet. Im Frühling ist es hier mit Sicherheit noch schöner, aber die ersten Frühlingsboten sind da und bringen Farbe in den tristen, grauen Tag. Diese Jahreszeit hat wiederum den Vorteil, dass nur wenig Wanderer unterwegs sind und wir die Winterstille genießen konnten.
Das Kloster Lindow
Die letzte Station unserer Rundwanderung ist das Kloster Lindow. Hier können wir einen flüchtigen Blick auf das ehemalige Zisterzienserkloster aus dem 13. Jahrhundert werfen, denn es ist jetzt – im Lockdown – geschlossen. Einige der alten Gebäude sind heute Ruinen, andere sind gut erhalten. Sehenswert finde ich die kleine Parkanlage mit dem alten Klosterfriedhof und dem „Garten des Buches“, der erste jüdisch-christlich-muslimischer Schaugarten Deutschlands. Der Garten wurde als Labyrinth angelegt ist, in ihm wachsen Zedern-, Mandel- und Apfelbäume.
Übrigens war auch der große Sohn Brandenburgs, Theodor Fontane, ein Freund Lindows und schrieb in seinem Roman „Der Stechlin“: „Lindow ist so reizend wie sein Name. Zwischen drei Seen wächst es auf, und alte Linden nehmen es unter ihren Schatten.“
Glücklich über den schönen Tag, mit roten Wangen und müden Beinen machen wir uns auf den Weg nach Hause. Ein Ausflug zum Wutzsee lohnt sich, egal zu welcher Jahreszeit. Die verschiedene Landschaftsformen und Perspektiven auf den See machen den Weg so abwechslungsreich.
Infos zur Rundwanderung
Der Rundwanderweg ist ca. 8 Kilometer lang. Wer einmal drumherum läuft, braucht ca. zwei Stunden. Mit mehreren Stops und Geocaching haben wir locker drei Stunden gebraucht. Bänke und Rastplätze gibt es ausreichend. Im Sommer kann man auch einfach seine Decke an den Badestellen ausbreiten.
Der Weg ist für Familien mit Kindern gut geeignet und Buggy-tauglich (bis auf ganz wenige Stellen).
Einkehren: Das Café Süße Ecke hat während des Lockdowns immer Freitag bis Sonntag von 12:00 bis 17:00 Uhr geöffnet.
Hier findet Ihr noch mehr Informationen über Lindow und die Seen: lindow-mark.de
Bootsverleih am Wutzsee: Über dem motorbootfreien Wutzsee könnt ihr in der Sommersaison mit dem Ruder- oder Tretbooten schippern. Die Verleihstation befindet sich in der Pension Klosterblick. Tel. 033933-8900.
So kommt Ihr nach Lindow zum Wutzsee
Lindow liegt im Ruppiner Seenland, ca. 70 km nördlich von Berlin. Mit dem Auto braucht ihr ca. eine Stunde. Entweder nehmt ihr die A24 Richtung Hamburg (Abfahrt Neuruppin), dann weiter nach Lindow oder ihr fahrt über die B96.
Mit der Regionalbahn könnt ihr z.B. von Berlin bis Neuruppin fahren und dann den Bus nehmen. Fahrpläne für die Anfahrt nach Lindow findet ihr hier:
orp-busse.de neb.de bahn.de
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- UNESCO-Weltnaturerbe Grumsiner Forst | Schöner Wandern in Brandenburg
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- Naturperle Spreewald | Paddeln im Herbst
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Das ist ja ein cooler Tipp! Danke dafür! Den Wutzsee kenne ich noch gar nicht. Da habe ich ja mal wieder was Neues zum Entdecken!
Liebe Grüße
Gela
Lieben Dank und Euch viel Spaß beim Entdecken und vergesst die süße Ecke nicht. 😉
Viele Grüße, Ines
Du hast ja so recht, Brandenburg ist echt schön. Die Wanderung klingt super, hebe sie mir Mal für den frühling auf. Die Nonne sieht cool aus. Viele Grüße, Sabine
Vielen Dank und viel Spaß, wenn Ihr im Frühling um den See wandert.
Herzliche Grüße, Ines
Tolle Gegenden zum Wandern und das Schmatzen,als Ihr den Kuchen vertilgt habt,konnte ich bis hier hören