Es ist ein herrlicher Sommertag als wir das erste Mal durch Kefalonias Hauptstadt Argostoli schlendern. Entlang der Hafenpromenade schaukeln bunte Fischerboote. Fischer mit wettergegerbten Gesichtern flicken ihre Netze, der letzte fangfrische Fisch wechselt den Besitzer. Die echten Stars von Argostoli sind aber nicht die Fischer, sondern 100 kg schwere Meeresschönheiten, die Schildkröten caretta caretta.
Genau hier sollen sie anzutreffen sein, wenn sie nahe an die Fischerboote schwimmen, um Fischabfälle zu erhaschen. Doch im Moment passiert gar nichts. Langsam drehen wir unsere Runden, den Blick immer aufs Wasser gerichtet. Wir biegen von der palmengesäumten Promenade auf die Rückseite des Wochenmarktes ab.
Und dann ist sie da, unsere erste Meeresschildkröte, die wir auf Kefalonia sehen. Aufgeregt ruft unserer Tochter: „hier, hier, hier ist eine“. Es ist ein ordentliches Exemplar, das zu unseren Füßen im Hafenbecken entlang gleitet. Sie schwimmt ganz dicht an die Kaimauer, aber auftauchen will sie nicht. Wir sind erstaunt, wie lange sie unter Wasser bleiben kann. Dann taucht sie in die Tiefen des Hafenbeckens ab und ist verschwunden.
Nach ein paar Minuten hören wir ein kurzes Plätschern und Prusten. Die Schildkröte ist weiter rausgeschwommen und steckt ihren großen Kopf aus dem Wasser. Aber nur ganz kurz, vielleicht für ein, zwei Sekunden, dann taucht sie wieder ab.
Schon bei dieser ersten Begegnung haben die Meeresbeautys mit Panzer unser Herz erobert. Fast jeden Tag statten wir ihnen einen Besuch ab und nie wird es langweilig. Einmal treffen wir auf ein Schildkrötenpärchen, das sich kaum trennen mag. Sogar bei seinem Tauchgang ist der Herzensmann seinem neuen Lieblingstier begegnet, wenn auch nur kurz, denn die Schildis sind ziemlich scheu.
An einem Vormittag sehen wir an der Hafenpromenade einen kleinen Menschenauflauf. Als wir ankommen, wird gerade eine Schildkröte aus dem Wasser gehoben. Durchgeführt wird die Aktion von Wildlife Sense Kefalonia, einer Organisation, die sich dem Schutz der Meeresschildkröten verschrieben hat.
Vielleicht liegt es daran, dass ich von Natur aus ein eher zartes Wesen habe, aber als die Schildkröten an Land gebracht werden, dort ziemlich lange ohne Wasser in einer starren Position festgehalten werden, hat sich mir doch mein Magen umgedreht. Das sieht für mich nicht tierfreundlich aus. Es mag zum Besten der Schildkröte sein, aber weiß das auch das Tier? Der Sohnemann will gehen, ihm tut die Schildkröte auch leid.
Inzwischen habe ich mir die Internetseite der Organisation angesehen und natürlich verfolgen sie nur die besten Absichten. Sie beschreiben sich selbst als Forschungs- und Naturschutzprojekt, das den Bestand untersucht, beobachtet und die Brutplätze schützt.
Ein kleiner Nachschlag in Biologie
Wir wären ja keine echten Schildkröten-Freunde, wenn sich das Thema für uns nach dem Urlaub erledigt hätte. Nein, wir wollten mehr wissen und haben nachgelesen:
Die Schildkröten von Kefalonia gehören zur Familie der Meeresschildkröten und werden auch Karettschildkröte (caretta caretta) genannt. Sie werden durchschnittlich bis zu einem Meter lang und 100 kg schwer. In Griechenland findet Ihr sie auch auf den Inseln Zakynthos, Kreta und neuerdings auch auf Korfu. Sie ernähren sich von Krebsen, Quallen, Seegras, und kleineren Fischen.
Was mich schwer beeindruckt hat, ist ihre Orientierungsfähigkeit. Ich habe gelesen, dass sie sowas wie eine magnetische Landkarte im Kopf haben und deshalb auch ihren Geburtsort wiederfinden. Dorthin kehren sie zur Paarung nach Jahrzehnten zurück.
Durch Zufall haben wir auf Kefalonia Brutplätze der Schildkröten entdeckt. An mehreren Stränden im Süden der Insel sind sie durch Absperrungen geschützt. In den Sommermonaten werden die Eier im Sand abgelegt und vergraben. Wenn die kleinen Schildis sieben bis zehn Wochen später schlüpfen, orientieren sie sich auf dem Weg ins Wasser am Mond.
Wir hoffen, dass sich der Schildkrötenbestand erholt, denn die caretta caretta ist vom Aussterben bedroht. Und der größte Feind, den die Tiere haben, sind wir Menschen. Wir bevölkern ihre Strände, hauen Sonnenschirme in den Sand, in dem die Eier vergraben sind und stören nach dem Schlüpfen ihre Orientierung wenn Beach Bars mit ihrem Licht und Lärm eine Orientierung unmöglich machen.
Die Begegnung mit den Schildkröten war für uns etwas Besonderes, aber auch die Insel selbst ist wunderschön. Einen ausführlichen Reisebericht über unsere Lieblingsecken gibt es demnächst hier im Blog. Kefalonia Urlaub – Tipps und Reisebericht
Jassas, Ihr Lieben, macht es hübsch. ♥
Hallo liebe Ines,
Dein Bericht ist ja allerliebst. Da Meeresschildkröten meine absoluten Lieblingstiere sind, wollen wir nächstes Jahr auch unbedingt nach Kefalonia. Kannst Du mir einen Monat empfehlen, wo man die Schildkröten gut sieht? Oder sind die Süßen das ganze Jahr dort? Weißt Du das?
Vielen Dank und herzliche Grüße, Susann
Liebe Ines,
die Tiere sind so wunderschön. Es muss der Wahnsinn sein, sie so aus der Nähe betrachten zu können.
Viele Grüße von Sanne
Ich finde sie auch sehr majestätisch, deshalb haben wir sie fast jeden Tag besucht. Ich hoffe, sie werden weiterhin geschützt bzw. zukünftig noch besser geschützt.
Liebe Grüße, Ines
Cool! Ich wusste nicht, dass es in Griechenland auch solche großen Meeresschildkröten gibt. Bin mal in Hawaii vom Schiff aus fast auf eine drauf gesprungen … Es ist wunderschön, mit ihnen zu schnorcheln. Danke fürs Teilen! Gruß, Beate
Das kann ich mir gut vorstellen, mein Mann ist beim Tauchen auch auf eine getroffen. Als Schildkrötenfan bist Du auf Kefalonia und Zakynthos richtig.
Liebe Grüße, Ines
Kalimera Ines,
Ich komme frisch von Kreta und habe durch Zufall fürPfingsten einen günstigen Flug für meinen Sohn und mich gefunden. Bei der. B&B suche kam ich auch auf Ihren link. Ich bin sehr gespannt auf unsere Entdeckungsreise und Ihr Bericht hat mir noch mehr Vorfreude und auch nachdenkliche, aber positive Gefühle beschert. War toll zu Lesen. Vielen Dank dafür. Verdient Anerkennung.
Liebe Grüße Ute
Vielen lieben Dank für Ihren Kommentar. Ich wünsche Ihnen und Ihre Sohn eine wunderbare Zeit auf Kefalonia. Ich war definitiv nicht das letzte Mal dort. Herzliche Grüße und kalo taxidi. Ines
Tiere in freier Wildbahn zu sehen ist immer wieder beeindruckend und bewegend, echt toll. VG Anne
Das war schon in Südafrika der Hammer, aber die Schildkröten sind auch tolle Tiere. LG Ines
Hallo Ines,
ich kann mich da sehr gut in euch hineinversetzen, mir wird beim Beobachten von Tieren auch nie langweilig 😀
Die Bilder sind toll! Für mich wirklich sehr interessant auch über die Organisation zu lesen.
Danke für das Teilen des tollen Beitrags! 🙂
Vielen Dank Tanja. Liebe Grüße, Ines
Super tolle Bilder. Meine Frage, habt ihr dort ach Restaurants die ihr empfehlen würdet? Bei meinen Reisen, notiere ich mir gerne beliebte und außergewöhnliche Restaurants.
VG Ingo
Vielen Dank. Es gibt demnächst noch einen Artikel über Kefalonia, da gibt es auch ein paar Adressen schöner Orte bzw. Tavernen. Viele Grüße, Ines