Manchmal sind es kleine Zufälle, die uns inspirieren, an einen bestimmten Ort zu fahren. Für diese Reise waren es die Fotos meiner Freundin Angela. Irgendwie war sofort klar, dort soll`s hingehen, genau dort – an den Königssee. Zig mal ist er zu einer der schönsten Ecken Deutschlands gewählt worden und das zu Recht. Nur über den Königssee zu fahren, war uns zu wenig, wir wollen auch zur berühmten Eiskapelle am Fuße des Watzmann wandern.
Von unseren Freunden hatten wir den Tipp, möglichst früh in Schönau am Königssee zu sein. Kurz nach zehn ist für uns früh, aber es war nicht früh genug. Die Bootsanlegestelle sieht von weitem idyllisch aus, aber am Steg steht schon eine lange Schlange. Wir reihen uns ein und warten auf die Boote Richtung St. Bartholomä. Ich hätte nicht gedacht, dass wir auch im November für eine Bootsfahrt anstehen müssen. Da war ich wohl zu naiv, denn schließlich sind wir heute auf dem Weg zu einem der beliebtesten Ausflugsziele Deutschlands.
Wir warten knapp 20 Minuten. Nachdem das Boot bis auf den letzten Platz belegt ist, geht es los. Leise gleitet das Elektroboot über den Königssee. Die Sonnenstrahlen glitzern im See, die Kulisse ist unglaublich schön. In tiefem Grün schimmert der Königssee und die imposanten Felswände spiegeln sich im Wasser wider. Am Ufer strahlen die Bäume in leuchtenden Herbstfarben. Wozu also für den Indian Summer nach Kanada fliegen, den gibt es auch in Bayern.
Der Königssee ist Bayerns tiefster See, an einigen Stellen geht es fast 200 Meter in die Tiefe. Die grüne Farbe entsteht durch gelöste Kalkteilchen.
Auf halber Strecke hält das Boot und der Kapitän bläst in seine Trompete, um uns den Widerhall des Echos an den Felswänden zu demonstrieren. Danach geht der Klingelbeutel rum. Das Ganze hat etwas von einer Kaffeefahrt, auch wenn ich noch nie eine mitgemacht habe.
Nach knapp 40 Minuten nähern wir uns der Anlegestelle, an Bord wird es wuselig. Jetzt sind die Zwiebeltürme der Wallfahrtskirche St. Bartholomä zu sehen und jeder will sein Foto machen. Im Hintergrund ragt die beeindruckende Watzmann-Ostwand in die Wolken, die höchste Wand der Ostalpen.
Wanderung zur Eiskapelle am Watzmann
Der Weg von St. Bartholomä zur Eiskapelle ist gut ausgeschildert. Der Schwierigkeitsgrad wird von leicht bis mittelschwer beschrieben. Das würde ich im Nachhinein auch so bestätigen.
Anfangs führt der Weg durch einen Wald und fühlt sich eher wie ein Spaziergang an. Dann wird er steiler und schmaler. Nach einer guten halben Stunde überqueren wir den Eisbach und kommen zur Kapelle St. Johann und Paul. Hier legen viele einen Fotostopp ein, aber dennoch sind immer weniger Leute unterwegs, je weiter wir uns von St. Bartholomä entfernen.
Es geht weiter bergauf durch den Wald, dann verliert sich der Weg. Das letzte Stück führt durch unwegsames Gelände. Bis zur Eiskapelle geht es über ein Geröllfeld, hier ist Trittsicherheit gefragt (und vernünftiges Schuhwerk).
Wir sind fast da, können die Eiskapelle schon von weitem sehen. Aber auch die Warnschilder.
Mit knapp 2.000 Metern ist die Watzmann-Ostwand eine der höchsten Felswände der Ostalpen. An ihrem Fuße befindet sich die sogenannte Eiskapelle, die auch im Sommer nicht abschmilzt. Die Eiskapelle ist ein gewaltiger Schneerest, der durch Lawinen gespeist wird. Der darunter fließende Bach sorgt dafür, dass dieser Schneerest immer weiter ausgehöhlt wird und sich so die Eiskapelle bildet.
Vor ihrem Betreten wird permanent gewarnt, da sie einsturzgefährdet und unberechenbar ist. Auch von Wanderungen bis zur Eiskapelle wird im Winter und Frühjahr abgeraten, da es durch die abgehenden Lawinen lebensgefährlich sein kann.
Auf dem gleichen Weg geht es zurück, eine Rundwanderung ist hier nicht möglich. In St. Bartholomä genießen wir das herrliche Panorama, an dem wir uns nicht satt sehen können, und kehren in die Gastwirtschaft ein.
Wallfahrtskirche St. Bartholomä
In der früheren Wallfahrtskirche befindet sich heute ein Restaurant. Wie überall am Königssee, ist es auch hier knüppeldicke voll. Wir haben noch einen Tisch gefunden und uns eine Brotzeit gegönnt, denn trotz Wanderverpflegung waren wir hungrig. Die Preise sind ganz schön saftig. Für ein Käsebrot reich garniert (mit Gurke) haben wir 9,80 EUR bezahlt. Wenn Ihr das nicht wollt, nehmt Euch ausreichend Proviant mit, unterwegs gibt es genügend Möglichkeiten, zu picknicken.
Die Wanderung vom Königsssee zur Watzmann-Eiskapelle führt durch eine grandiose Berglandschaft. Der Königssee und St. Bartholomä sind ein sanfter Kontrast dazu. Die Kinder schreien nicht immer hurra, wenn es zum Wandern geht, vor allem, wenn sie das Teenager-Alter erreicht haben. Aber solche Wanderungen sind cool und stoßen auch bei den Viermal Fernweh-Kindern auf große Begeisterung.
Das einzige, was man hier vergeblich sucht, ist Einsamkeit. In der Hochsaison fahren über 6.000 Besucher von Schönau über den Königssee. Da ist Anfang November nicht die schlechteste Zeit. Heute waren es nur 2.300 Gäste (Quelle Kapitän unseres Bootes).
Anfahrt
Schönau am Königssee liegt im Berchtesgadener Land in Oberbayern. Wenn Ihr aus südlicher Richtung kommt, fahrt Ihr über die Tauernautobahn, nehmt die Ausfahrt Salzburg Süd und fahrt weiter auf der B305 nach Berchtesgaden und auf der B20 nach Schönau. Aus allen anderen Richtungen geht es über die A8 bis zur Ausfahrt Bad Reichenhall und dann wieder über die B20 zum Königssee.
Parken
In Schönau gibt es einen kostenpflichtigen Parkplatz, der nur ein paar Minuten entfernt ist. Es lohnt sich, ein Tagesticket zu kaufen, denn für die Hin- und Rückfahrt allein könnt Ihr schon zwei Stunden rechnen (ohne Anstehen) + die Aufenthaltsdauer bzw. Wanderzeit.
Tickets & Preise
Tickets bekommt Ihr am Bootsanleger oder online. Die Boote verkehren ganzjährig. Wichtig ist, das letzte Boot zurück nicht zu verpassen. Es gibt keine Übernachtungsmöglichkeiten.
Erwachsene zahlen 15,00 EUR hin und zurück, Kinder 7,50 EUR. Mit einer Familienkarte spart Ihr etwas, die kostet für 2 Erwachsene und 2 Kinder 38,50 EUR.
Die Fahrt von Schönau nach St. Bartholomä dauert ca. 45 Minuten. Im Sommer fahren die Boote weiter bis Salet.
Alle Infos und aktuellen Fahrplan findet Ihr hier: seenschifffahrt.de
Hallo, vielen Dank für den tollen Bericht! Könntest du ungefähr sagen, wie lange (km) die Wanderung ist?
Wir fahren im Sommer mit zwei Kindern (6 und 3) hin und könnten schon planen, wie lange wir für die Tour einplanen müssen 🙂 schönste Grüße, Christina
Hallo Christina, wir waren ca. 1 bis 1,5 Stunden unterwegs (one way). Mit Kleinkind und Pausen denke ich, werdet Ihr ca. 1,5 biszwei Stunden brauchen. Ich wünsche Euch eine schöne Zeit.
Liebe Grüße, Ines
Toller Bericht. Wir waren letztes Jahr auch mit unsren Kids im Urlaub. Wir machten mit unserer 9-jährigen Maus und unserem Großen von 11 Jahren einen Wanderurlaub im Ötztal. Die Natur war einfach atemberaubend schön und unser Hotel erfüllte sämtliche Ansprüche. Ich kann es nur jedem ans Herz legen https://www.alpinhotel-post.com/sommerurlaub-oetztal/wanderurlaub-oetztal/
Toller Bericht! 🙂 Wir gehen auch sehr gerne Wandern mit der ganzen Familie. Bald geht es auch ins Passeiertal wandern, da freue n wir uns schon drauf! 🙂 LG
Vielen Dank und viel Spaß bei Eurer nächsten Wandertour. Viele Grüße, Ines
Ein schöner Bericht und tolle Fotos. Richtig hängengeblieben bin ich aber bei dem Bild mit der Eishöhle. Das sieht richtig stark aus. Wahnsinn!
Oh krass, das sind ja Verhältnisse wie in Japan 😉
Deine Bilder sind toll, wenn man die vielen Menschen ignoriert. Vielleicht warten wir mit unserem Besuch, bis die Touristenschwemme wieder nachgelassen hat – so 20, 30 Jahre? Wenn sogar im November dort Tausende unterwegs sind, muss es zu „schöneren“ Jahreszeiten ja unsäglich voll sein…
Liebe Grüße
Jenny
Naja, ein Großteil der Besucher kommt ja grob aus der Gegend um Japan. 😉
Wenn Ihr noch 30 Jahre wartet, könnt Ihr bestimmt mit einer Drohne über den Watzmann direkt in die Eishöhle fliegen und müsst nicht mehr bei den Booten anstehen. Liebe Grüße, Ines
Liebe Ines,
schade, dass es dort soooo voll und touristisch geworden ist. Das ist ja schon krass, wieviele Menschen da im Sommer unterwegs sind. Da habt ihr mit eurem Besuch im November ja alles richtig gemacht.
Liebe Grüße
Gela
Inzwischen ist das Thema overtourism auch in Deutschland angekommen. Leider ?
Liebe Grüße, Ines
Super Bilder,ist eben eine sehenswerte Landschaft zu jeder Jahreszeit und wo es schön ist ,da stolpert man auch über viele Menschen.Erlebenswert!
Vielen lieben Dank. 🙂 Viele Grüße, Ines