Einmal die Ostsee umrunden, was kann es Schöneres für ein Küstenkind geben? In diesem Sommer haben wir uns „auf die andere Seite der Ostsee“ begeben. Fast drei Wochen ging es durchs Baltikum und Schweden. Wir sind durch sechs Länder gefahren, haben aber nur in vieren Station gemacht (Deutschland und Dänemark zählen in diesem Fall nicht), sind ungefähr 2500 Kilometer gefahren und sechs Mal aufs Schiff gestiegen. Die kürzeste Überfahrt dauerte 30 Minuten, die längste 21 Stunden. Seekrank ist keiner von uns geworden.
Die Speicherkarte meiner Kamera ist megavoll, mein Reisetagebuch bis auf die letzte Seite gefüllt und die Eindrücke und Erlebnisse der letzten Wochen muss ich erstmal verarbeiten. Dann kommen die Blogposts unseres Sommer-Roadtrips durch Litauen, Lettland, Estland und Schweden.
Als Vorgeschmack auf die einzelnen Reiseberichte, gibt es einen kurzen Routen-Überblick, ein paar Roadtrip-Tipps und Fotos, die Euch hoffentlich Appetit auf mehr machen.
Startpunkt unseres Roadmovies war der Kieler Hafen mit der einzigen Direktverbindung von Deutschland nach Litauen.
Litauen
Nach 21 Stunden Fährüberfahrt von Kiel nach Klaipeda, waren wir in Litauen. So eine lange Fahrt mit dem Schiff ist ziemlich cool (wenn es keinen Wellengang gibt) und eine entspannte Art zu reisen. Die Kinder waren begeistert, v.a. von unserer Kabine.
Von Klaipeda ging es gleich am nächsten Tag auf die Kurische Nehrung, schon lange eines meiner Wunschziele. Die riesigen Wanderdünen, die zu den größten Europas gehören, sind mächtig gewaltig groß. Obwohl wir mitten in der Hauptsaison hier waren, ging es überall ziemlich gechillt zu.
Ein weiteres Highlight in Litauen ist der Berg der Kreuze. Hier stehen mehr als 50.000 Kreuze in unterschiedlichen Größen und Ausführungen. Was es damit auf sich hat, erfahrt Ihr im Blogartikel Kreuz und quer – Der Berg der Kreuze (Link am Artikelende).
Lettland
Es stimmt: Riga ist eine Perle, eine schnucklige Hansestadt, die teuerste Stadt des Baltikums, aber, dass Riga megavoll ist, das stimmt nicht. Jedenfalls nicht an den Tagen, als wir dort waren. Ganz im Gegenteil, wir haben die Stadt sehr entspannt empfunden. Die lettische Hauptstadt hat wunderschöne Architektur, Kultur, viel Grün, Atmosphäre, tolle Cafés und Restaurants. Eine Rückkehr ist nicht ausgeschlossen.
Estland
In Pärnu, der offiziellen Sommerhauptstadt Estlands, haben wir im ehemaligen Ferienresort von Juri Andropov (einstmals Generalsekretär der KPdSU) gewohnt und die wunderbare Sumpflandschaft im Nationalpark Soomaa erwandert.
Saaremaa, die größte Insel Estlands, hat es uns so gut gefallen, dass wir spontan verlängert und dafür einen anderen Punkt gestrichen haben. Die Insel ist extrem vielfältig mit Steilküste, riesigem Meteoritenkrater, der Burg von Kuressare und langen Sandstränden.
In Tallinn habe ich festgestellt, dass die kleine Hauptstadt wirklich ein mittelalterlicher Traum ist, ich aber sehr froh bin, nicht im Mittelalter gelebt zu haben. Die (mittelalterliche) Küche ist nicht meins und mir mächtig auf den Magen geschlagen. Da hat auch das Honig- und Kräuterbier nicht geholfen.
Schweden
Stockholm im Sommer wollten wir schon immer mal erleben. Bislang waren wir im Herbst und im Winter dort, also haben wir noch einen Abstecher in die schwedische Hauptstadt unternommen, unsere Lieblingsorte aufgesucht und festgestellt, dass Herbst und Winter auch toll sind, weil es dann viel leerer ist.
Am Schloss Gipsholm kamen wir noch im Sonnenschein an, dann kam ein fieser Wetterumschwung, der uns den Spaß im schönen Schweden mal kurzzeitig verhagelte. An der Schärenküste in Västervik wurde es wieder besser und wir konnten nach 13 Jahren in Erinnerungen schwelgen (Fortsetzung folgt). Die Astrid Lindgren Welt haben wir dieses Mal links liegen lassen und uns dafür ihr Geburtshaus in Vimmerby angesehen. Und zum schönen Abschluss haben wir noch Freunde in der Nähe der Holzstadt Eksjö besucht …
Und weil der Viermal Fernweh-Mann dann keine Puste mehr hatte und vom Wetter genervt war, ging es von Eksjö quer durch Dänemark nach Hause. Also, ich hätte ja noch gekonnt … 😉
Apropos Wetter: Wir hatten zwar irgendwie Glück, tagsüber war es meistens trocken, aber nachts oft strömender Regen, dass an Zelten nicht zu denken war. Dabei hatten wir uns doch extra neu ausgestattet. Naja, nun sind das neue Zelt und die Isomatten einmal rund um die Ostsee gefahren und ganz jungfräulich wieder zu Hause angekommen.
Straßen, Tanken, Entfernung, Grenzen und das ganze Organisationsgedöns
Die Straßen im Baltikum sind in sehr gutem Zustand. Tankstellen gibt es an den Hauptstraßen ausreichend, auf den kleinen Nebenstraßen sieht es anders aus, da sollte der Tank immer gefüllt sein. Tanken ist im Baltikum recht preiswert (ca. 1,00 EUR).
Die Route haben wir glücklicherweise großzügig geplant, denn die Distanzen scheinen auf der Karte eher klein, ziehen sich aber aufgrund des Tempolimits ganz schön in die Länge und auf den landschaftlich reizvollen Nebenstraßen kann man eh nicht schnell fahren.
Unterkünfte haben wir von zu Hause oder am Vortag gebucht und damit ganz gute Erfahrungen gemacht. Wenn Ihr auf der Kurischen Nehrung übernachten möchtet, solltet Ihr (gerade in der Hauptsaison) lange im Voraus buchen. Die Anzahl der Hotels und Pensionen ist begrenzt und auch auf dem einzigen Campingplatz war nichts mehr zu bekommen.
Auch auf der estnischen Insel Saaremaa ist es besser, schon langfristig zu schauen. Wir wollten spontan vor Ort etwas suchen und haben damit einfach zu viel Zeit vertrödelt.
Hotels in Tallinn sind am Wochenende verdammt teuer (jedenfalls für 4 Personen), weicht lieber auf Wochenanfang und -mitte aus.
Die Fährüberfahrten haben wir sehr spät gebucht und mussten nehmen, was noch da war, denn es gibt nur zwei Direktverbindungen von Deutschland ins Baltikum. Gerade in den Ferien kann es sein, dass die Kabinen ausgebucht sind. Es gibt zwar noch Schlafsessel (Sitze wie im Flugzeug), die kamen für uns nicht in Frage. Wenn Ihr die günstigsten Kabinen wollt, dann bucht lieber langfristig.
Die Rückreise von Schweden nach Deutschland haben wir bis zum letzten Tag offen gelassen und noch kurzfristig unsere Wunschabfahrt bekommen. Alle zwei Stunden fährt eine Fähre von Gedser nach Rostock, da kommt es eher weniger zu Engpässen.
Fährverbindungen von Deutschland ins Baltikum (Stand 28.08.2016)
Kiel – Klaipeda (Litauen) – DFDS Seaways
Travemünde – Liepaja (Lettland) – Stena Line
Travemünde – Ventspils (Lettland) – Stena Line
Wenn Ihr das Baltikum, wie wir, mit einem Schlenker nach Skandinavien kombinieren wollt, gibt es deutlich mehr Möglichkeiten.
Tallinn – Stockholm – DFDS Seaways, Tallink Silja Line
Tallinn – Helsinki – Viking Line
Riga – Stockholm – Tallink Silja Line
Klaipeda – Karlshamn (Schweden) – DFDS Seaways
Ventspils – Nynäshamn (Schweden) – Stena Line
Grenzübertritte sind völlig unkompliziert, da EU und keine Kontrollen durchgeführt werden. Beim Einchecken auf den Fähren wird ganz penibel kontrolliert, Pässe, Autopapiere, grüne Versicherungskarte.
Das war erstmal ein kleiner Einstieg zu unserem Roadtrip durchs Baltikum. In Kürze gibt es mehr von unserer Reise. Stay tuned und Euch allen noch einen schönen Sommer.
Hier könnt Ihr die einzelnen Stationen unseres Roadtrips nachlesen:
- Eestisse: Reisetipps für Estland, frag doch die Locals
- Die Kurische Nehrung | Sahara des Baltikums
- Die Perle des Baltikums | ein perfekter Tag in Riga
- Kreuz und quer – Der Berg der Kreuze
- Estlands Sommerhauptstadt Pärnu | Strände, Störche, Staatschefs
- Soomaa Nationalpark | Moorwanderung mit Kindern
- Tallinn | ein etwas anderer Städtetrip
- Inselhüpfen auf schwedisch | mit dem Postboot in die Schären von Västervik
Hallo, danke für die Einblicke! Wir würden das gerne mit Kindern ähnlich machen… Gibt es vielleicht sowas irgendwo irgendwie vorgeplant? Ich meine als Reise zum kaufen und selbst fahren wo die Üs vorgebucht sind?
Dankeschön
Hallo Neli, viele Reiseveranstalter haben Selbstfahrerreisen im Programm, z.B. Evaneos, Geoplan, nordic-holidays, mare-baltikum-reisen usw. Vielleicht findest Du einen passende Tour, ansonsten stellen Dir Reisebüros oder Veranstalter sicher auch individuell eine Route mit vorgebuchten Übernachtungen zur Verfügung. Viel Spaß bei der Reiseplanung.
LG Ines
Netter Bericht! Allerdings hatte ich einen Bericht über die Umrundung der Ostsee erwartet 😉
Ok, die Route ist vielleicht eckig und nicht rund. Was hast Du denn genau erwartet?
Viele Grüße, Ines
Hi Ines,
na rund herum…
Wir wollen dieses Jahr über das Baltikum, Finnland, Norwegen mit Nordkap und dann herunter. Südlicher dann einen Abstecher nach Schweden und über Dänemark zurück. Da bin ich halt auf der Suche nach Reiseberichten.
Aber egal, Du hast ja schon etwas abgedeckt und der Bericht war nett zu lesen.
LG vom Mikesch
Hallo Mikesch, vielleicht hast Du gesehen, dass dies nur die Zusammenfassung der Reise war. Unsere Stationen in Litauen, Lettland, Estland und Schweden haben eigene Blogbeiträge bekommen. Dänemark haben wir da mal ausgelassen. Und Norwegen ist ja nicht mehr Ostsee 😉
Viel Spaß bei der Reiseplanung und einen tollen Trip. Viele Grüße, Ines
[…] Rund um die Ostsee: Roadtrip durch das Baltikum und Schweden […]
[…] ihre Vorbereitungen für den Südafrika-Roadtrip mit Kindern und hat außerdem eine sehr spannende Tour rund um die Ostsee […]
[…] kommt mir selbst nur der Flieger oder das eigene Auto in den Sinn. Dabei gibt es ja auch Fähren, die gute alte Deutsche Bahn und Fernbusse, die von Berlin inzwischen bis nach Taka-Tuka-Land […]
[…] Reise mit der Familie durch das Baltikum und Schweden hat die Reisebloggerin Ines sehr eindrucksvoll […]
[…] Hier gehts zum Reisebericht ⇒ Roadtrip Baltikum auf Viermal Fernweh […]
Ein toller Bericht, macht direkt Lust auf mehr. Ob per Camper, Auto oder Segelyacht: Skandinavien ist immer eine Reise wert. Die Landschaften, die Tierwelt und die Lichtverhältnisse – möchte am liebsten meinen Koffer packen.
Liebe Grüße
Jenny
Merci Jenny. Ich bin ja ein altes Nordlicht und liebe den Norden zu jeder Jahreszeit. Ich hätte auch schon wieder Lust, loszuziehen. Liebe Grüße, Ines
Ohhhhh… ich freue mich schon total auf die Berichte. Klingt alles so wunderbar schön.
Mein Lieblingssatz: Und weil der Viermal Fernweh-Mann dann keine Puste mehr hatte und vom Wetter genervt war, ging es von Eksjö quer durch Dänemark nach Hause. Also, ich hätte ja noch gekonnt … ?
Hihi. 🙂
Der liebe Fernweh-Mann muss ja Puste für die nächste Reise sammeln, da wollte ich ihn nicht überfordern ;-). Liebe Grüße
So etwas ähnliches würde ich auch gerne machen. Habe das Baltikum Anfang der 90er fünf Wochen mit dem Fahrrad erkundet… das war abenteuerlich. Es gab im Prinzip keine touristische Infrastruktur, die Kontrollen an den jeweiligen Grenzen war umfangreich aber immer freundlich, die estnischen Inseln im Prinzp völlig „unbekannt“. Unsree Fährfahrt ging damals von Klaipeda nach Neu-Mukran auf Rügen, eine schöne Fährenfahrt mit teilweise dubiosem Publikum… ach wie gerne würde ich da nochmal hin. Bin schon gespannt auf deine Einzelberichte! Schade nur, dass das mit dem Besuch nicht mehr geklappt hat.
LG
Hartmut
Hartmut, Du bist ja eigentlich der Vorreiter und hast das Baltikum noch unberührt entdeckt. Für Dich liegt es ja quasi vor der Haustür, Fähren gibt es ab Karlshamn oder Stockholm. Schade, dass die Verbindung Mukran – Klaipeda eingestellt wurde.
Viele Grüße nach Schweden und ein Treffen bekommen wir beim nächsten Mal hin. Liebe Grüße, Ines
Großartig. Ich freue mich schon auf Weiteres. Liebe Grüße, Stefanie
Danke Stefanie, Fortsetzung folgt.
Deine Bilder und Kommentare machen wirklich Lust auf Reisen.Ich war vor vielen Jahren in Riga, hat mir sehr gut gefallen, heute ist die Stadt sicher noch schöner. VG Anne
Dankeschön :-). Riga ist eine wunderschöne Stadt, es lohnt sich nach vielen Jahren mit Sicherheit, zurückzukehren. LG Ines
oh ja, das macht definitv Lust wenn nur immer das Wetter nicht wäre. Ich bin immer so sonnenhungrig ….
Da hast Du recht Eva, das Wetter ist ein Wackelkandidat, leider. Ansonsten war alles top :-). Liebe Grüße, Ines
Sau coole Tour und bis Klaipeda mit dem Schiff zu fahren ist eine super Idee! Ich hatte mir sowas in der Art ja auch schon überlegt und wäre dann in einer Hauruck-Aktion durch Polen durch, aber so wie ihr es gemacht habt, ist es viel besser!
Also ich glaube ich weiß jetzt schon was wir nächstes Jahr in den Sommerferien machen 🙂
Liebe Grüße
Marc
War eine super Tour und ehrlich gesagt eine Hauruck-Aktion. Im Kopf hatte ich die Route schon lange, aber um Fähre & Co. habe ich mich erst auf den letzten Pfiff gekümmert. Die Fährüberfahrt war eines der Highlights für die Kinder. Kabinentür auf, boah, cool … ich schlaf oben. 🙂
Liebe Grüße, Ines
Ich könnte gerade losfahren, Ines. Ich war 1993 in Riga, seitdem hat sich sicher viel verändert.
Definitiv eine tolle Reiseidee. Ob das auch mit dem Camper klappt?
Liebe Annika, ein Camper ist definitiv eine super Idee. Wir haben auch erst überlegt, uns dann aber für unser Auto + ein neues Zelt entschieden, dass ja unbenutzt wieder zu Hause angekommen ist. Die Straßen sind top und überall war es easy zu fahren. Liebe Grüße, Ines