Was soll das heißen, Yesvember in Malente? Ganz einfach, der NOvember ist der unbeliebtesten Monat des Jahres, aber hier im Herzen der Holsteinischen Schweiz fand ich die graue Zeit des Jahres gar nicht NO, sondern YES und deshalb nehme ich Euch jetzt im Yesvember mit nach Malente.

Kneipp-Heilbad Malente

Malerisch liegt der kleine Kurort im Herzen der Holsteinischen Schweiz zwischen Dieksee und Kellersee. Also war ich hier goldrichtig, denn Wasser ist mein Element.
Als ich in Malente ankomme, leuchten die Wälder rund um die Seen in den schönsten Herbstfarben. Die Enten, Gänse und Möwen schnattern und kreischen hier um die Wette. Ansonsten ist es ruhig, die Saison ist zu Ende, Paddelboote und SUP`s liegen an Land, einige Restaurants machen Betriebsferien, die Fischbude verkauft nun Glühwein. Aber es bleibt ja die wunderbare Natur und die vielen Wanderwege.

An der Diekseepromenade gibt es sogar eine kleine Seejungfrau, die der berühmten Meerjungfrau in Kopenhagen ein bisschen ähnlich sieht.

Die einzige Bausünde im sonst so gemütlichen Malente ist das ehemalige Hotel Intermar, das am Rande des Dieksees steht. Das Hotel ist längst Geschichte, inzwischen befinden sich in den oberen Etagen zwar Eigentumswohnungen, aber sonst herrscht immer noch Leerstand. Ich finde das riesige, dunkle Gebäude etwas gruselig, v.a. in der Dunkelheit.

Ich bin jeden Tag am Dieksee und im Wald, aber was kann man in Malente noch so unternehmen?

Man kann zum Beispiel durch die netten, kleinen Läden in der Bahnhofstraße schlendern. In der Manufaktur Seifendealer-Shop werden Seifen & Co in Handarbeit gefertigt, allesamt biologisch abbaubar. Schräg gegenüber liegt die bekannte Schinkenräucherei Petersen, ein Malenter Traditionsunternehmen, das auf eine 200jährige Geschickte zurückblickt. In beiden Läden duftet es hervorragend, in dem einen nach handgefertigter Seife, in dem anderen nach frisch geräuchertem Schinken und Buchenrauch.

Nach gutem Kaffee und leckerem Kuchen duftet es in meinen Lieblingscafés: im Cafe Kännchen und Cafe Gleis III (auch in der Bahnhofstraße). Beide sind sehr gemütlich und haben ein verführerisches Kuchenangebot.

Einen Abstecher wert sind auch der Kurpark im Ortszentrum und der Uwe-Seeler-Fußball-Park. Er wurde im Jahr 1952 vom Schleswig-Hosteinischen Fußballverband gebaut und ist heute die zentrale Bildungsstätte des Schleswig-Holsteinischen Fußballverbandes. (Wahrscheinlich nur für Fußballinteressierte spannend.)

Kellersee Malente

Eine echte Berühmtheit liegt am Ortsrand von Malente, das Gut Immenhof.

Gut Immenhof Malente

Kennt Ihr noch die Immenhof-Filme aus den 50er Jahren? Dick und Dalli, Oma Jantzen und Dr. Pudlich? Ich habe sie geliebt und alle Höhen und Tiefen rund um das Ponyhotel am Bildschirm miterlebt.
Als ich vor der Villa stand und durch das klitzekleine Museum gegangen bin, hatte ich die Filmmusik direkt wieder im Ohr: „trippel trappel, trippel trappel Pony …“.

Pferde und eine Reitanlage gibt es immer noch, auch Ponyreiten für Kinder. Aus dem Immenhof ist eine schicke Hotelanlage mit Spa und erstklassigen Restaurants geworden. Trotz der Exklusivität kann man sich das Gelände ansehen, das kleine Filmmuseum besuchen, durch die Hofläden stöbern oder im Melkhus sehr gut essen. Vom Filmmuseum werden gelegentlich Filmtouren angeboten, zu den Terminen kommt Ihr hier: immenhofmuseum.de

Wenn Ihr ein Stück Immenhof mit nach Hause nehmen möchtet, bekommt Ihr in den Hofläden zum Beispiel ein Fläschchen Pony-Sekt oder Oma Jansens Eierlikör.

In Malente war ich ständig in Bewegung. Still sitzen fällt mir ohnehin schwer, aber hier war ich entweder mit Nordic Walking-Stöcken oder in Wanderschuhen unterwegs. Meine beiden Lieblingstouren führten einmal um den Diecksee und auf die Prinzeninsel im Nachbarort Plön.

Wanderung um den Diecksee

Wir starten an einem kalten Sonntag Ende November an der Diekseepromenade und biegen dann in den Wald ab. Genau jetzt fängt es an zu schneien. Bis gestern leuchtete die Landschaft noch in den schönsten Herbstfarben, heute ist sie mit einer dünnen Schneeschicht überzogen.
Kurz hinter Malente kommen wir zu den Spiegelteichen und einer Kneippanlage. Im Moment sieht diese nicht sehr einladend aus, vielleicht im Frühling wieder.

Nach guten 6 km erreichen wir nach Niederkleveez. Das Restaurant Fährhaus, direkt am Dieksee sieht gemütlich aus, aber für eine Pause ist es noch zu früh, die wollen wir erst nach der halben Seerunde einlegen.

Inzwischen schneit es kräftig, wir sehen aus wie kleine Schneemänner, da wir den schützenden Wald verlassen haben und über eine Landzunge zwischen Langsee und Diecksee laufen. Die Rettung naht in Form eines hübschen reetgedeckten Haus, dem Landgasthofes Kasch in Timmdorf. Jetzt ist Halbzeit und wir wärmen uns bei Suppe und Glühwein auf.

Durch Timmdorf geht es nun am nördlichen Ufer des Diecksees entlang. An einem Aussichtspunkt haben wir einen fantastischen Ausblick auf die Landschaft bis runter zum See. Der Himmel hat sich inzwischen blau-rosa gefärbt, statt Schneegriesel zeigen sich zaghaft ein paar Sonnenstrahlen.

Auf dem letzten Stück vor Malente kommen wir am Wildpark-Gehege vorbei und könnten noch einen Abstecher zum 32m hohen Aussichtsturm machen. Wir entscheiden uns für den direkten Weg, der zur „Quelle der gebrochenen Herzen“ führt. Es heißt, wer aus der Quelle trinkt, wird von Liebeskummer geheilt. Beim Blick in das Becken denke ich, gut dass ich derzeit keinen Bedarf habe.

Für die ca. 11,5 km lange Wanderung um den Diecksee könnt Ihr ca. 3 Stunden je nach Lauftempo (ohne Pause) einplanen. Der Weg ist abwechslungsreich und führt einmal um den See durch Dörfer, Wälder, über Hänge und ein Stück auch an der Straße entlang. Es gibt Schutzhütten und mehrere Einkehrmöglichkeiten.

Wanderung zur Prinzeninsel Plön

Die Prinzeninsel ist ein Kleinod im Plöner See, an der schmalsten Stelle nur 30 Meter breit und gut zwei Kilometer lang.
Vom Bahnhof laufen wir in Richtung Schloss. Bis zur Inselspitze sind es 3,5 Kilometer für die wir ca. 45 Minuten brauchen. Es geht rauf auf den Schlossberg und trotz des Usselwetters haben wir einen tollen Blick auf den Plöner See und die Prinzeninsel.
Das Plöner Schloss aus dem 17. Jahrhundert ist eines der größten Schlösser im Norden. Es gab im Laufe der Zeit verschiedene Schlossbesitzer. Heute gehört es der Fielmann Akademie und ist eine Bildungsstätte. Einige Teile des Schlosses können besichtigt werden, die Führungen finden nur nach vorheriger Anmeldung statt.

Auf dem Weg liegt die Alte Schlossgärtnerei Plön, ein idyllisches Plätzchen mit einem verwilderten Garten. Aus dem Kräutergarten wandert ein Töpfchen mit und natürlich auch ein paar von den köstlichen Äpfeln.

Über eine lange Allee kommen wir auf die Prinzeninsel. Am Wegesrand sehen wir ein altes Tor. Hier geht es zum Alten Apfelgarten, einem Gelände mit über 100 Apfelbäumen und 45 alten Apfelsorten. Kurz dahinter liegt der Kadettenfriedhof, aber heute ist uns nicht nach Friedhof zumute.

An der Inselspitze liegt ein Strandbad und der Lieblingsplatz der letzten deutschen Kaiserin Auguste Viktoria. Unser Ziel ist das Restaurant Prinzeninsel. Was für ein herrlicher Ort, was für ein wunderschönes altes Bauernhaus. Der Service ist großartig, es gibt holsteinische Küche, aber am allerbesten ist der winterliche heiße Aperol Spitz.

Wir laufen wieder zurück nach Plön und schlendern noch durch die kleine Altstadt. Alternativ könnte man für den Rückweg auch das Schiff nehmen, eine Anlegestelle befindet sich direkt am Restaurant Prinzeninsel.

Zugegeben, der November ist nicht der tollste Monat des Jahres und wird sicher nie mein Lieblingsmonat werden. Doch mit dieser wunderbaren Natur, den bunten Herbstfarben und der fantastischen Seenlandschaft in und um Malente ist aus dem NOvember ein Yesvember geworden.

Habt Ihr Lust bekommen oder wart Ihr schon einmal in der Gegend? Ich komme auf jeden Fall wieder, egal zu welcher Jahreszeit.

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