Lange war das Thema Wald nicht so aktuell wie in diesen Wochen. Kein Tag vergeht, an dem wir nicht vom Tauziehen um den Hambacher Forst hören. Was für Schätze diese alten Bäume sind, was für ein Ökosystem auf dem Spiel steht, das ist mir bei unserem Ausflug in den Grumsiner Forst wieder bewusst geworden.
Der Grumsiner Forst ist kein beliebiger Wald. Dieser 3000 Jahre alte Buchenwald gehört zum UNESCO-Weltnaturerbe und liegt im Biosphärenreservat Schorfheide im Südosten der Uckermark.
An einem herrlichen Herbsttag machen wir uns auf den Weg in den Grumsiner Forst. Vom Berliner Norden sind wir eine knappe Stunde unterwegs. Unser Ziel ist Altkünkendorf, ein Ortsteil von Angermünde und Ausgangspunkt für die meisten Wanderungen. Dort parken wir und steuern zuerst den Infopunkt UNESCO-Weltnaturerbe Buchenwald Grumsin an. Der ist nicht zu verfehlen, er liegt gegenüber der Dorfkirche. Hier holen wir uns eine Karte, schauen uns noch etwas um, dann gehts los.
Dass wir in die falsche Richtung laufen, merken wir erst nach einer Weile, setzen den Weg aber fort und machen eine Rundwanderung daraus. Wir kommen an der Grumsiner Brennerei vorbei, laufen durch ein idyllisches Waldstück mit zig Obstbäumen bis wir wieder in Altkünkendorf landen.
Kleine Obstpause. Hier gibt es Apfel-, Birnen- und Pflaumenbäume, ein richtiges Schlaraffenland.
Jetzt drehen und wenden wir unsere Karte noch einmal und dann geht es in die richtige Richtung auf den Wanderweg „Oranges Buchenblatt“.
Über eine Holperpiste und weite Felder kommen wir zum Wald. Es ist als würden wir jetzt einen neuen Raum der Natur betreten. Die Sonne ist kaum noch zu sehen, sie blinzelt nur vereinzelt durch das dichte Blätterdach.
Der Grumsiner Urwaldpfad
Kein Mucks ist zu hören, nur das Knirschen unter unseren Schuhen. Gelegentlich streift der Wind mit einem Rauschen fast zärtlich über die Blätter. Wir laufen durch Senken, klettern über entwurzelte Bäume und lassen uns vom organgefarbenen Buchenblatt den Urwaldpfad entlangführen. Hier und da tauchen kleine Tümpel und Moore auf, moosbewachsene Findlinge zeugen von der Eiszeit. Umgestürzte Bäume, abgeknickte Äste, alles bleibt wie es ist, der Wald ist sich wieder selbst überlassen.
Am Buckowsee legen wir eine kleine Pause ein. Ein einsamer Kranich landet am anderen Ufer.
Mein Freund der Baum … Kennt Ihr das Lied? Es geht mir seitdem nicht mehr aus dem Kopf.
Wir laufen nicht die ganzen 10,5 Kilometer, da die Kinder ihr Pulver schon verschossen haben und heute nicht in Wanderlaune sind.
Als wir auf dem Rückweg sind kommt Wind auf. Es knackt und knirscht über unseren Köpfen. Ein lautes Geräusch lässt mich zusammenzucken. Ist hinter mir ein Wildschwein? Glücklicherweise nicht, kein einziger Bewohner des Grumsiner Forst lässt sich blicken. Auch keine Trolle, Elben oder Waldgeister und die gibt es hier ganz bestimmt.
Wir verlassen den Wald und kommen am Louisenhof Nr. 2 vorbei. Wir haben Glück, dass heute am Feiertag geöffnet ist. In der ausgebauten Scheune sitzen wir mit geröteten Wangen und müden Füßen, genießen Kunst, Käsekuchen und Kaffee. Wir plaudern mit den Betreibern, die ihre Kunstwerke hier ausstellen.
Vorbeikommen lohnt sich. ⇒ louisenhof2.de
Ganz egal, ob Ihr die große oder kleine Runde dreht, hier könnt Ihr die Natur intensiv genießen und in Kürze sicher auch einen farbenfrohen brandenburgischen Indian Summer.
Auf dem Weg zur Autobahn fahren wir durch das Dorf Neugrimnitz. Vor vielen Häusern stehen kleine Tische mit frischem Obst, Säften, Kürbissen und Blumen. Wir gehen einkaufen, packen Flaschen, Äpfel und Birnen zu den gesammelten Wallnüssen als uns eine ältere Dame anspricht und zur Apfelernte einlädt. Ihre Streuobstwiesen sind voll, wir könnten jetzt für lau noch Äpfel einsacken. Leider haben wir schon mehr als genug, zu Hause steht noch ein riesiger Korb, im Kofferraum ein großer Beutel. Wirklich schade, aber mehr können wir nicht verbrauchen. Aber wie sieht es bei Euch aus? Frische brandenburgische Äpfel, alles bio.
Wanderwege im Grumsiner Forst
Ihr könnt zwischen vier Wanderwegen wählen. Alle sind ausgeschildert und mit einem farbigen Buchenblatt gekennzeichnet.
Grünes Buchenblatt
Startpunkt ist am Informationszentrum Geopark Groß Ziethen.
Länge: 7,2 km | Dauer ca. 2,5 Stunden
Gelbes Buchenblatt
Los geht es am Infozentrum Altkünkendorf (gegenüber der Dorfkirche).
Länge: 10,3 km | Dauer ca. 3 Stunden
Oranges Buchenblatt
Startpunkt ist auch hier das Infozentrum in Altkünkendorf.
Länge: 10,5 km | Dauer ca. 3 bis 4 Stunden
Rotes Buchenblatt
Der große Rundweg beginnt wieder am Infozentrum in Altkünkendorf. Für diese Wanderung könnt einen ganzen Tag einplanen.
Länge: 21,5 km | Dauer ca. 8 Stunden
Detaillierte Beschreibungen der einzelnen Wanderungen findet Ihr hier: Wanderwege Grumsiner Forst
Führungen durch den Grumsiner Forst
Die Kernzone des Grumsiner Forsts darf nur mit einem fachkundigen Guide betreten werden. Führungen werden ganzjährig angeboten. Los geht die ca. dreistündige Führung in Alkünkendorf. Der Tourismusverein bittet um vorherige Anmeldung bis Freitag Mittag. Kontakt, Infos und Preise: ⇒ Führung Grumsiner Forst
Geführte Wanderungen bietet auch die Grumsiner Brennerei in Verbindung mit einer Führung durch die Brennerei und Verkostung der hauseigenen Spirituosen an. ⇒ Grumsiner Brauerei
Hinkommen
Der Grumsiner Forst liegt nordöstlich von Berlin. Mit dem Auto fahrt Ihr über die A11 und nehmt die Abfahrt Joachimsthal. In Althüttendorf am Ortseingangsschild biegt Ihr rechts ab unf folgt der Hauptstraße nach Altkünkendorf. Ausgeschilderte Parkplätze gibt es am Infopunkt.
Mit der Bahn (RE3) fahrt Ihr bis Angermünde, vom Bahnhof nehmt Ihr den BiberBus Nr. 496, der von April bis Oktober verkehrt, und steigt in Altkünkendorf aus. ⇒ Fahrplan BiberBus
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Wow ein wunderbarer Ort um den Kopf freizubekommen! Sieht nach einem
Tollen Ausflug aus. Deine Bilder machen Lust sofort loszugehen ;))
Viele Grüße
Isa
Vielen Dank Isa. Am Wochenende kommt der Frühling zurück, genau der richtige Zeitpunkt, um loszugehen.
Liebe Grüße, Ines
wunderbares Urwaldfeeling,da kann man durchatmen.Waldspaziergänge sind die beste Entspannung,man kann so herrlich entschleunigen.
Im Grumsiner Forst kannst Du stundenlang entschleunigen. Obwohl Feiertag und gutes Wetter war, sind wir kaum jemanden begegnet.
Viele Grüße, Ines
Liebe Ines,
da befeuerst du gerade eine seit kurzem aufflammende Sehnsucht! Im Grumsiner Forst war ich 2016 mal im Herbst. Das war soooooooooo schön! Nun zieht es mich schon seit ein paar Wochen wieder hin. Der Ausflug lässt sich übrigens auch gut kombinieren mit einem Stopp an der Vogelbeobachtungsstation am Grimnitzsee, wo im Herbst massenweise Kraniche und Wildgänse Zwischenstopp machen. Vielleicht ist das der allerschönste Herbstausflug, den man von Berlin aus in einem Tag machen kann…
Für das nächste Wochenende ist sommerliches Herbstwetter angesagt, wie wäre es mit einem Ausflug in den Grumsiner Forst? 😉 Und nehmt unbedingt einen Obstkorb mit.
Den Grimnitzsee haben wir auch gestreift, aber nur am Rande, weil wir ja den Wald gesucht haben. Im Moment sind die Kraniche fast überall auf den Feldern in Brandenburg zu sehen, finde ich immer wieder wunderschön. Liebe Grüße, Ines